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Hin und wieder Koma

Eigentlich fahre ich ja immer in der zweiten Klasse im Zug. Allerdings sind in manchen ICE-ZĂĽgen die Sitzplätze fĂĽr Menschen mit Behinderung am Ende des Wagen 9 lokalisiert. Wagen 9 ist eigentlich ein Erste-Klasse-Wagen. Da das Kleinkindabteil genau daneben liegt, relativiert sich die sonst bessere Ruhe der 1. Klasse oft sofort wieder, aber die Sitze sind wenigstens etwas bequemer. Und man bekommt Tageszeitungen angeboten. Manchmal. In diesem Fall stieg ein Reisender aus und fragte mich, ob ich seine Zeitung haben wollte. Ich bejahte und stolperte ĂĽber einen Artikel, der meine Augen größer werden lieĂź. In London soll ein inzwischen 47jähriger… Weiterlesen »Hin und wieder Koma

Nicht so verwerflich

Dass es nicht leicht ist, das Auto einer Rollstuhlfahrerin anzuhalten, weiĂź ich ja inzwischen. Solange die Rollstuhlfahrerin trotzdem ihre gerechte Strafe bekommt (und die Verwarnung, bei der es bleiben sollte, wurde ja ausgesprochen, bevor man wusste, dass ich Rollstuhlfahrerin bin), ist das ja okay. Das GefĂĽhl. Menschlich. Wenn ich jetzt Geld bräuchte und, auf der Suche danach, die Hausbriefkästen in meiner Umgebung durchkämme, ist das schon einigermaĂźen dreist. Wenn mir dabei zufällig eine frische EC-Karte in die Hände fällt, ich danach auf die PIN warte, die einige Tage später bekanntlich kommt, sie ebenfalls aus dem Briefkasten friemel, mit Karte und… Weiterlesen »Nicht so verwerflich

Gehen und Stehen vergessen

Viele von uns wĂĽnschen sich mehr öffentliche Aufmerksamkeit fĂĽr den Behindertensport, vollere Hallen und mehr Publikum an Rennstrecken, mehr als nur einen Einzeiler in der Zeitung, wenn man einen Europameistertitel geholt hat. Was in den letzten Jahren immer besser klappt, hat natĂĽrlich auch eine Kehrseite: Da sich die Presse ĂĽberproportional ĂĽber Negativschlagzeilen, Skandale und Eklats freut, muss jeder Behindertensportler doppelt aufpassen, nicht plötzlich mit irgendeiner ScheiĂźe auf der Titelseite zu stehen, nachdem es mit Welterfolgen sonst gerade mal fĂĽr das Sporttelegramm gereicht hatte. Die Niederländerin Monique van der Vorst steht heute in nahezu jeder deutschen Tageszeitung, in einigen Boulevardschinken sogar… Weiterlesen »Gehen und Stehen vergessen

Drei Jahre lang

Gestern mittag gab es bei mir ĂĽbrigens Gyrosbaguette. Insider wissen, was das bedeutet. Inzwischen, ich kann es kaum glauben, ist es drei Jahre her, seit sich mein Leben von einem auf den anderen Tag radikal verändert hat. Inzwischen bin ich häufig gefragt worden, ob ich an meinem Leben gerne etwas ändern wĂĽrde. Dazu kann ich nur erneut sagen: Was ich ändern kann, das ändere ich. Was ich nicht ändern kann, daran versuche ich mich auch nicht. Sicherlich sollte man nicht resignieren und glauben, man könne an vielen Dingen sowieso nichts ändern und so jede BemĂĽhung, jede Anstrengung von vornherein unterlassen.… Weiterlesen »Drei Jahre lang

Eine aufregende Woche

Mir geht es gut. Nein, wirklich. Ich bin selbst erstaunt. Ob es von den ersten Sonnenstrahlen kommt, die GlĂĽckshormone freisetzen? Oder vom Sex, der gleiches tut? Oder ob es an den vielen Neuigkeiten und Perspektiven liegt, die meine letzte Woche prall gefĂĽllt haben? Ich weiĂź gar nicht, wovon ich zuerst und wovon ich zuletzt schreiben soll. Ich habe auch keine Ahnung, ob sich das jemand antun will, aber ich kĂĽndige schon jetzt an: Trotz aller BemĂĽhungen wird es eine lange Kurzfassung. Es war eine Woche, die so bewegt war, dass ich nicht dazu gekommen bin, Tagebuch (Blog) zu schreiben. Am… Weiterlesen »Eine aufregende Woche

Die Wahl der Qual

Mal wieder ein Trainingslager in Hannover! Anmelden konnte sich, wer die TeilnahmegebĂĽhr von 200 € selbst bezahlen konnte oder einen Sponsor dafĂĽr an der Hand hatte. Von meinen Leuten hatten sich alle, nämlich Nadine, Kristina, Merle, Simone, Yvonne und Cathleen angemeldet. Jana hatte auch Interesse und sehr kurzfristig geklärt, ob sie Vorerfahrungen bräuchte. Equipment könnte sie in meinem Verein ausleihen, aber wenn sie Einsteiger nicht dabei haben wollten, wĂĽrde sie sich dort ja eher langweilen. Nein, Anfänger seien auch willkommen. Wir erfuhren aus der Meldeliste, so quasi 48 Stunden vor Abfahrt, dass sich auch Lisa angemeldet hatte, zusammen mit Julia… Weiterlesen »Die Wahl der Qual

Fette Beine

Heute war wieder einer dieser Tage, an dem ich nicht so genau wusste, ob ich einen Traum oder die Wirklichkeit erlebe. Kurzer Hinweis: Es war die Wirklichkeit. Alpträume hatte ich seit meinem „Attentat“ auf meine Unfallgegnerin keine mehr. Sofie und ich waren bei einem blau-weiĂźen Discounter mit eigenem Sortiment einkaufen und standen an der Kasse an. Drei Kassen waren geöffnet, die Schlange reichte trotzdem durch den halben Laden. Man merkte, es war Monatserster. Wir wollten eigentlich schon vor einer Woche einkaufen, um genau das GewĂĽhle zu vermeiden, aber irgendwie hat es zeitmäßig nie richtig gepasst. Wir hatten insgesamt vier groĂźe… Weiterlesen »Fette Beine

Natascha

Den Kommentaren auf meinen gestrigen Beitrag ĂĽber den arschigen Nachbarn zufolge, haben die meisten Leser mich doch so verstanden, wie ich es sagen wollte. Dass ich nicht gegen alle Hartz-4-Empfänger wettere, sondern lediglich gegen einen ganz bestimmten. Und gegen den nicht, weil er Hartzie ist, sondern weil er ein Arsch ist. Aber das Thema ist aus meiner Sicht erstmal geklärt. Und damit kann ich ja zum nächsten Schlag ausholen. Als Angehörige einer gesellschaftlichen Randgruppe habe ich mir ein neues Opfer aus einer anderen gesellschaftlichen Randgruppe ausgesucht, um auf ihm herumzuhacken. Gestern der Arbeitslose, heute jemand, der sich in seinem Körper… Weiterlesen »Natascha

Ich sehe was, was du nicht siehst

Ich stelle mir gerade vor, wie es wäre, wenn sich jemand in einen Rollstuhl setzt, vorgibt, nicht laufen zu können, und vor diesem Hintergrund verschiedene Sozialleistungen beantragt. Zum Beispiel Pflegegeld, weil er von Angehörigen gepflegt wird, die dafĂĽr eine Aufwandsentschädigung (bei Querschnittlähmungen meistens zwischen 0 und 430 Euro im Monat) erhalten sollen. Zum Beispiel einen blauen Parkausweis fĂĽr das Auto, damit er auf Behindertenparkplätzen stehen darf. Zum Beispiel einen Ausweis, mit dem er deutschlandweit alle Busse, StraĂźenbahnen, S-Bahnen, U-Bahnen und NahverkehrszĂĽge kostenlos benutzen darf, einschlieĂźlich einer Begleitperson. Ich glaube, dieser Jemand mĂĽsste sich sehr geschickt anstellen, denn er mĂĽsste nicht… Weiterlesen »Ich sehe was, was du nicht siehst