Einkaufen

Stinkende Behinderte

Auch ich brauche mal Haar-Shampoo. Und was läge da näher, als in einem Supermarkt welches zu kaufen? Ich rollte den Gang entlang, rechts von mir waren tausende Deo-Flaschen, rechts von mir waren Badezusätze, in der Mitte standen zwei Halbstarke, geschätzt auf 14 bis 15 Jahre, die jedes zweite Deo öffnen und durch die Gegend sprühen mussten. Sie fanden sich witzig. Genug Platz war vorhanden, so dass ich in größtmöglichem Bogen um die beiden herum fuhr, um möglichst schnell durch die Nebelwolke hindurch zu kommen. Einer der beiden lief hinter mir her und sprühte mir mit den Worten „Hey, die Behinderte… Weiterlesen »Stinkende Behinderte

Ohne Unterhose im Kettenkarussell

Ich gehöre zu den Menschen, die ihr Handy nachts lautlos stellen. Wenn ich gefragt werde, warum, erzähle ich immer die Geschichte aus einem Trainingslager, als ich mit einer anderen jungen Frau aus Niedersachsen in einem Zimmer schlief. Beziehungsweise: Sie schlief, alle anderen waren wach. Weil alle anderen im Gegensatz zu ihr nicht daran gewöhnt waren, dass ein technisches Gerät nachts in einer Tour irgendwelche Geräusche von sich gibt. So ein leises, diskretes „Plopp“ oder „Klack“ kann ich auch noch überhören, aber spätestens, wenn das Ding ganze Melodien pfeift oder irgendwelche Alltagsgeräusche immitiert, bin ich hellwach. Besagtes Handy der Niedersachsin konnte… Weiterlesen »Ohne Unterhose im Kettenkarussell

Kein Gel, kein Blinker, kein Hemd

Ich sag ja, der Alltag hat mich wieder. Wieder erwischt. Gleich drei Mal. Zuerst stehe ich während meines praktischen Tags in einem Untersuchungsraum und suche eine neue Flasche Ultraschallglibber, nachdem die alte komplett leer ist. Warum holt derjenige eigentlich keine neue, der die alte leer gemacht hat? Der Patient, Anfang 30, recht gepflegt aussehend, arbeitet bei einem Pizza-Schnellimbiss, sagt: „Wird das bald mal was? Deine Fo**e findest du doch morgens beim Waschen auch immer an derselben Stelle. Oder etwa nicht?“ – Ich muss ohnehin raus, da es hier kein Ultraschall-Gel mehr gibt. Im Dienstzimmer treffe ich meinen Lieblings-Oberarzt. Ich sage:… Weiterlesen »Kein Gel, kein Blinker, kein Hemd

Service und andere Krankheiten

Dokumentationen im Fernsehen gucke ich eher selten. Das liegt hauptsächlich an meinen Fernsehgewohnheiten: Eher sehr selten, und wenn, dann meistens abends, vom Bett aus, kurz vor dem Einschlafen. da möchte ich dann meistens mich nicht mehr großartig konzentrieren und über -meistens verdächtig mundgerecht präsentierte- Fakten und Beobachtungen nachdenken. Kürzlich blieb ich aber dennoch an einer Dokumentation über eine Verlagerung der Umsätze vom Einzel- zum Versandhandel hängen. Immer mehr Leute bestellen online und lassen sich die Ware nach Hause liefern. Verschiedene Gründe und Motivationen wurden genannt, und ich hatte den Eindruck, die Reportage war bei der Bewertung dieser Gründe und Motivationen… Weiterlesen »Service und andere Krankheiten

Frohe Weihnachten 2013

Ich hatte in diesem Jahr das Glück, mir meine Zeit so einteilen zu können, dass ich nicht am Heiligabend noch in irgendwelche Läden und Geschäfte musste. Lebensmittel hatte ich bereits in der letzten Woche eingekauft und alle Weihnachtsgeschenke waren auch schon da. Und obwohl ich in diesem Jahr absolut nichts über das Internet bestellt hatte, klingelte mich heute morgen ein gelber Paketdienst aus dem Bett. „Ich bringe die Weihnachtsgeschenke“, meinte er und hatte zwei große Kartons auf seiner Karre. Für mich waren sie nicht, sondern für Cathleen, die aber nicht zu Hause war. Eine Pampersbestellung von Anfang Dezember, nach einem… Weiterlesen »Frohe Weihnachten 2013

Zimtschnecke

Es macht mich zunehmend aggressiv. Wenn Menschen mich anfassen. Wenn dann ein einfaches „Nein“ nicht reicht. Wenn Freundlichkeit, Höflichkeit und Bestimmtheit nicht reichen und Unfreundlichkeit zu Diskussionen führt. Es ist seit Jahren dasselbe Problem, mit dem ich nicht alleine bin, und das mich irgendwann platzen lässt. Wenn das so weiter geht, kommt irgendwann der Tag, an dem ich mich körperlich zur Wehr setze und zur Backpfeife oder ähnlichem aushole. Ich habe das Gefühl, es wird immer seltener, dafür aber immer schlimmer. Eigentlich bin ich sehr entspannt. Auch wenn Menschen mich anrempeln und ich fast aus dem Stuhl kippe. Was ich… Weiterlesen »Zimtschnecke

Erdbeeren Und Gangsterblick

Unser Training wurde wegen der Affenhitze von den Abend- in die frühen Morgenstunden verlegt. Als ich Marie fragte, ob wir an dem frei gewordenen Abend mit dem Handbike zum Badesee fahren wollen, meinte sie: „Ich würde gerne meine Omi mal wieder besuchen. Und am liebsten würde ich dich mitnehmen. Ich habe ihr schon so viel von dir erzählt und sie hat mich so oft schon gefragt, ob ich dich nicht mal mitbringen möchte. Sie möchte dich so gerne mal kennenlernen.“ Kurz und knapp: Auf den 120 Kilometern zu war zum Glück trotz des Ferienreiseverkehrs und entsprechend gut gefüllter Autobahnen kein… Weiterlesen »Erdbeeren Und Gangsterblick

Obszöne Tauben

Ich habe lange nichts Kurioses erzählt. Für meine Verhältnisse. Es ist mal wieder an der Zeit, wie ich finde. Marie und ich wollten gestern abend kochen und haben beschlossen, einen Nudelauflauf zu machen. Vorher waren wir noch in jenem Supermarkt von dem ich kürzlich bereits erzählt habe. Gestern jedenfalls warten wir an der Kasse. Es sind kaum Leute im Laden. Aus den völllig überforderten Lautsprechern an der Decke plärrt „Ordinary Lives“ von den Bee Gees. Plötzlich wird das Gedudel jäh von einem lautem, nahezu übersteuerten Jingle unterbrochen und eine betont freundliche Frauenstimme erzählt lächelnd, dass es wieder da ist, unser… Weiterlesen »Obszöne Tauben

Besser Aufgehoben

Es waren mal wieder ein paar turbulente Tage, ein weiteres Wochenend-Trainingslager liegt hinter uns, von dem es ganz viel zu erzählen gäbe, von dem ich auch gerne erzählen würde; nur muss ich aus zeitlichen Gründen mal wieder Prioritäten setzen. Und bevor ich aufschreibe, dass man zwar Vollverpflegung vor Ort hatte, allerdings di Getränke vergessen und veranstalterseitig kurzfristig dann nur noch Limonaden organisieren konnte, schreibe ich lieber über etwas schönes. Oder zumindest über den schönen Teil eines weiteren unschönen Erlebnisses. Gestern war ich bei Maries Familie zum Abendessen eingeladen. Währen Marie noch duschen wollte, fragte mich ihre Mutter, ob ich kurz… Weiterlesen »Besser Aufgehoben

Ente Und Smash Prank

Es gibt Tage, an denen schäme ich mich für meine Behinderung. Genauer gesagt für die damit verbundene Zugehörigkeit zu einer Gruppe, zu der sich Mitglieder zählen, die mich immer wieder verstehen lassen, warum es eine weit verbreitete Meinung gibt, alle behinderten Menschen seien mies drauf, undankbar und verbittert. Was ich heute im Supermarkt erlebt habe, hat selbst mir die Sprache verschlagen. Ich parkte in einem Parkhaus, ergatterte dort sogar noch einen freie Behindertenparkplatz, und rollte zu den Aufzügen. Neun an der Zahl. Vo mir wartete ein Mann um die 50, Rollstuhlfahrer, wurde von seiner Frau begleitet. Er saß in einem… Weiterlesen »Ente Und Smash Prank