Helena

Glückskäfer

Ich bin ja noch eine Auflösung schuldig. Nein, ich löse mich nicht selbst auf, sondern die „PrĂĽfungsfragen“, die ich vor einer Woche in den Raum gestellt habe. Ich muss ja erwähnen, dass ich hier keine Rechtsberatung mache und die „Auflösung“ nur meine persönliche Meinung ist, die keinen Anspruch auf Richtigkeit hat. Aber so habe ich es gelöst: Zu 1) Das kommt ja immer auf den Umfang und das mit der Behandlung verbundene Risiko einerseits, auf die Einwilligungsfähigkeit des Patienten andererseits an. Wenn der Eingriff so schwerwiegend ist, dass selbst bei Erwachsenen regelmäßig ein schriftliches Einverständnis eingeholt wird (Narkose, Operation etc.),… Weiterlesen »GlĂĽckskäfer

Tina

Endlich mal wieder ein Vormittag, an dem ich nicht arbeiten muss. Marie hat ein Vorstellungsgespräch und ist unterwegs. Helena ist in der Schule. Sturmfreie Bude! Wow, was ich so alles tun könnte. Ich könnte splitterfasernackt zu viel zu lauter Musik durchs ganze Haus tanzen. Ich könnte mich im Latex-Outfit auf dem KĂĽchentisch räkeln, das per Webcam ins weltweite Netz ĂĽbertragen und dabei fĂĽnfhundert Euro verdienen. Ich könnte mir spontan Lukas nach Hause einladen, der ĂĽbrigens ganz offensichtlich immer noch was von mir will, aber immer noch keinen Schritt weiter ist, und mal ĂĽberprĂĽfen, wie sportlich er ist. Irgendwann entfĂĽhre ich… Weiterlesen »Tina

Antibiotika nix gut

Die ersten Festtage haben wir alle gut ĂĽberstanden. Ich musste am 1. Weihnachtstag arbeiten und hatte entgegen meiner Erwartungen eine eher ruhige Schicht. Ich musste mich zusammen mit einer rund 60 Jahre alten Kinderärztin, die nur aushilfsweise eingesetzt war und normalerweise in einer Behörde arbeitet, um vier periphere Kinder- und Jugendstationen kĂĽmmern sowie um alle ambulanten Patienten unter 18 Jahren, die keiner sofortigen Notfallbehandlung bedĂĽrfen. Als einziges kleines Drama kam gleich am frĂĽhesten Morgen ein 2 Jahre altes Kind auf dem Arm des Vaters zur Station. Der Vater verstand nur einzelne Worte, die Mutter auch nicht viel mehr. Zum GlĂĽck… Weiterlesen »Antibiotika nix gut

Weihnachten 2018

Ist es schlimm, wenn ich nicht geputzt habe? Ich finde, es ist immer sauber bei uns. Einmal pro Woche kommt zu uns eine junge Frau, die feucht durchwischt. Einmal im Quartal werden die Fenster geputzt. Ansonsten gurkt, wenn sonst niemand zu Hause ist, ein Saugroboter durch die Räume. Naja, groben Dreck mache ich dann schonmal sofort weg, nasse HĂĽndinnen werden vor der TĂĽr abgetrocknet und ein feuchter Lappen mit etwas Scheuermilch durchquert hin und wieder auch mal das Waschbecken. Aber wenn ich sehe, dass unsere Nachbarn seit Tagen mit nichts anderem mehr beschäftigt sind als mit Hausputz, finde ich Maries… Weiterlesen »Weihnachten 2018

Plätzchen und Smartphone

Ich weiĂź, wir sind sehr spät dran. Aber seit heute gibt es bei uns einen Weihnachtsbaum. Noch steht er auf der Terrasse. Maries Papa hat ihn zusammen mit Helena besorgt. Man kann ihn nach Weihnachten einpflanzen (also es ist einer mit Wurzeln im Eimer), und wir haben auch schon einen Abnehmer in der Nachbarschaft. In den letzten Jahren hatten wir nur ein paar nadelnde Tannenzweige und einen Adventskranz auf dem Tisch, dieses Jahr kommen Maries Eltern zu Besuch und Helena fragte irgendwann mal, ob wir uns eigentlich auch einen Weihnachtsbaum besorgen. Meinetwegen mĂĽsste das nicht sein, aber jetzt, wo er… Weiterlesen »Plätzchen und Smartphone

Ableismus und Stigma

Dass ich seit vielen Jahren versuche, den Menschen um mich herum einen Spiegel vorzuhalten, wenn mich jemand anschaut und mal wieder nur einen Rollstuhl sieht, ist nicht neu und haben alle, die meinen Blog regelmäßig lesen, wohl schon mitbekommen. Was heute „Able-ismus“ genannt wird, also die Beurteilung meiner Persönlichkeit anhand meiner Fähigkeiten, zieht sich seit jeher durch meinen Blog. Leider scheint diese Seuche nicht auszurotten zu sein. Ich finde es ja charmant, beispielsweise besonders schlau, besonders schnell, besonders kräftig oder auch besonders hĂĽbsch zu sein. Ich unterhalte mich gerne mit schlauen Menschen, fiebere sehr gerne mit tollen Sportlerinnen, lasse mich… Weiterlesen »Ableismus und Stigma

Maries drittes Stex

Gute Nachrichten: Marie hat ihr drittes Staatsexamen bestanden. Und ist natĂĽrlich super happy. Ich freue mich auch ĂĽber dieses schöne „Weihnachtsgeschenk“ fĂĽr sie; Mama und Papa sind auch ganz aus dem Häuschen. Ein gutes halbes Jahr nach mir ist sie nun auch endlich fertig und kann sich nun demnächst fĂĽr fĂĽnf bis sechs Jahre in einer Fachrichtung, vermutlich auch Kinder- und Jugendmedizin, fortbilden. Allerdings ist sie zunächst noch mit ihrer Dissertation beschäftigt, was vermutlich noch ein gutes Jahr dauern wird. Sie sagt: „Ich ĂĽberlege, ob ich zwischen den Festtagen mal bei meiner Grundschullehrerin vorbei fahre und klingele.“ – Sie hat… Weiterlesen »Maries drittes Stex

Schaumparty

Warum ist meine Badewanne eigentlich so leer? WofĂĽr ist es drauĂźen so kalt und ungemĂĽtlich? Warum bin ich so verspannt? WofĂĽr steht da eine Flasche Hefeweizen im KĂĽhlschrank? Das sind doch alles keine Zufälle. Nach sechsundzwanzig Kilometern mit dem Handbike auf dem Ostseedeich bei nur wenig Wind und nur wenig Schneegestöber hatten meine Eisbeine eine leicht bläulich-blasse Note und wĂĽrden vermutlich zu gerne intensiv kribbeln. FĂĽnf Teelichte bringen genĂĽgend Beleuchtung ins Bad. Das Bierglas habe ich nicht vergessen. Im Radio ist Rod Stewart so in love with me, dass ich mich entscheide, ihn leise fĂĽr mich singen zu lassen. Da… Weiterlesen »Schaumparty

Kaltstart und frisch ĂĽberfahren

Das Wochenende ist da, Socke hat am Samstag um sieben Uhr Dienstbeginn und im Warteraum der Station sitzen schon sechs Elternteile mit ihren kranken Kindern. Jene Menschen, die zu fit fĂĽr die Notaufnahme sind, aber nicht bis Montag auf ihren Kinderarzt warten wollen, werden dorthin geschickt, weil es hier keine Kinder-Ambulanz gibt. Mit mir zusammen hat mein aktueller Lieblingskollege Dienst. Er unterstĂĽtzt eine weitere Kollegin auf den beiden Kinder-Intensivstationen und mich, sofern es auf den vier peripheren Kinderstationen zu viele Probleme gleichzeitig gibt. Eine weibliche Pflegekraft, Anfang 20, examiniert, ist heute alleine auf der Station. Zwei ihrer Kolleginnen haben sich… Weiterlesen »Kaltstart und frisch ĂĽberfahren

Stemm-Eisen und many reasons

Es ist kurz nach halb sechs am Abend. Eine gute halbe Stunde dauert mein Dienst noch, bevor ich endlich nach Hause darf. Personalnot zwingt die Klinik nicht nur zu immer individuelleren Arbeitszeiten, sondern auch noch zu immer individuelleren Einsatzbereichen. „Können Sie mal bitte geschwind in die chirurgische Notaufnahme, dort unterstĂĽtzen, man erwartet in den nächsten zehn Minuten einen Jugendlichen mit Schnittwunde an der Stirn? Die Kollegen sind alle beschäftigt.“ Na sicher. Ich muss durch das halbe Gebäude, weil nur vorne ein barrierefreier Ausgang ist. Die Notaufnahme liegt aber hinter dem Gebäude. Ich muss ĂĽber einen matschigen Sandweg, Wind peitscht mir… Weiterlesen »Stemm-Eisen und many reasons