Krankenkasse

Buckelnder Amtsschimmel

Cathleen braucht einen neuen Rollstuhl. Das kommt bei Menschen im Rollstuhl hin und wieder vor. Bei jungen Menschen häufiger, wenn sie nämlich rauswachsen, bei älteren Menschen nicht mehr so häufig. Der, den Cathleen fährt, ist fĂĽnf Jahre alt. Als sie ihn bekommen hatte, war sie Jugendliche, gerade ausgewachsen. Inzwischen mĂĽsste er fĂĽr mehrere tausend Euro repariert werden, die teuersten Punkte wären eine neue Sitzbespannung (die alte ist eingerissen und löst sich auf) und ein Rahmen (der alte ist weich und verzieht sich immer mehr, knarzt und knackt bei jeder Bewegung). Die Räder mĂĽssten auch neu eingespeicht werden, verschiedene Lager sind… Weiterlesen »Buckelnder Amtsschimmel

So leicht kann einfach sein

Und noch ein Nachtrag zum Thema „Assistenz“ und „Freibetrag fĂĽr Vermögen auf dem Konto“ – einen, bei dem vermutlich selbst dem Amtsschimmel das Wiehern im Hals stecken bleibt. Maria bucht seit einiger Zeit ihre Pflege- und Assistenzleistungen nach ihrem Bedarf in unserem Wohnprojekt und finanziert sie ĂĽber ein so genanntes „trägerĂĽbergreifendes persönliches Budget“. Das ist im Grunde nichts anderes, als dass der Gesamtbedarf ermittelt wird, in einem Plan festgehalten wird, die verschiedenen Kostenträger (Krankenkasse, Pflegekasse, Sozialamt) sich untereinander klar werden, wer wieviel leistet – und dann kleckern nicht alle einzeln herum, sondern es gibt eine Gesamtzahlung von einem Träger und… Weiterlesen »So leicht kann einfach sein

Julius Möchte Skaten

Ich habe gestern etwas gemacht, was ich sonst eher nicht so oft mache: Ă–ffentlich um Geld bitten. Nee, ich hab mich nicht verzockt. Aber der Wunsch, den da jemand hat, möge sich doch am besten bitte auf ganz viele Schultern verteilen, finde ich. Meine beiden hatten schon was getragen. Aber das reichte noch nicht ganz. Es geht um Julius. Julius ist 17, geht noch zur Schule, ist seit einer FrĂĽhgeburt Spasti und begeisterter Chairskater. Chairskating ist ein Extremsport, bei dem ein Rollstuhlfahrer skatet. Also durch die Halfpipe rauscht und ähnliches macht. Sieht gefährlich aus, ist es mitunter auch; wie bei… Weiterlesen »Julius Möchte Skaten

Man Sucht Mich Mal Wieder

Es gibt doch fast keinen schöneren Anlass als den 2.000.000. Seitenaufruf, um mal wieder einen Blick auf die Suchstatistiken zu werfen. Nein, nicht schon wieder das Suchmaschinenspiel, das hatten wir gerade. Ich meine die richtigen Anfragen. Suche auf meiner Seite: – Jule inkontinent (251 Mal im letzten Monat): *seufz* – Jule nackt: *nochmal seufz* – Pobacken gespreizt: *nochmal seufz* – Wie oft masturbierst du: *nochmal seufz* – Blog von JĂĽrgen im Rollstuhl: Hier nicht. – Ein Witz ĂĽber Jule: Erzähl mal! – Habe erfahren, dass Frauen auch masturbieren: Ja, aber erzähl es nicht weiter! – LatexschĂĽrzen: Bei uns in der… Weiterlesen »Man Sucht Mich Mal Wieder

Bismarck Und Der Kinderrollstuhl

Wenn man mit einer TĂĽte gebrannter Tonsillen in der Hand Norddeutschlands größtes Volksfest, den Hamburger Dom, verlässt und die Helgoländer Allee in Richtung LandungsbrĂĽcken hinunter rollt, lädt der Alte Elbpark je nach Tageszeit mal mehr, mal weniger zu einem Besuch ein. Aber egal, ob man dorthin abbiegt oder nicht, selbst von der Helgoländer Allee sieht man das abends hell beleuchtete, knapp 35 Meter hohe Denkmal zu Ehren des Reichskanzlers Bismarck. Ob man das Ding als Denkmal oder als Mahnmal dort stehen lässt oder derzeit wartet, bis es wegen Baufälligkeit umkippt, möchte ich nicht diskutieren, Fakt ist, dass es dieser Typ… Weiterlesen »Bismarck Und Der Kinderrollstuhl

Rollstuhlschwimmen

Na super. Ein Sportrollstuhl, egal fĂĽr welche Sportart, ist teuer. Oft mĂĽssen mindestens 5.000 € auf den Tisch gelegt werden und in aller Regel zahlt die Krankenkasse so etwas nicht. Oft sind sie sehr robust gebaut, allerdings nicht darauf ausgelegt, um damit zu tauchen. Daher kann man wohl von einem wirtschaftlichen Totalschaden ausgehen, und zwa an drei BasketballrollstĂĽhlen, die unbekannte KnalltĂĽten gestern nacht in einen TĂĽmpel geworfen haben, nachdem sie sie aus einer Sporthalle entwendeten. Ă„hnlich wie beim Triathlon hat man auch beim Rollstuhlbasketball in aller Regel kaum Möglichkeiten, die immer sperriger werdenden SportrollstĂĽhle mit nach Hause zu nehmen. Als… Weiterlesen »Rollstuhlschwimmen

Federball Und NasenspĂĽlung

Schade, nun ist der März vorbei. Und niemand aus unserem Wohnprojekt hat es geschafft, einer großen Krankenkasse ein neues Mitglied zu empfehlen. Dabei hat man uns doch in Aussicht gestellt, bei Vorschlag eines neuen Mitglieds eine tolle Prämie zu bekommen. Wir hatten es eigentlich auf das Strand-Federball-Set abgesehen. Nein, stimmt nicht. Eigentlich wollten wir im März unbedingt noch jemanden vorschlagen, weil wir dann sogar noch eine Nasenspülkanne umsonst dazu bekommen hätten.

Detlef Im Schlaf Zerrissen

Ich liege schlafend in meinem Bett und rede mit einem Zettel. Genauer genommen sogar mit einer ganzen Zettelwirtschaft, die von einer Heftklammer zusammengehalten wird. Die Zettel sind aus Papier und Papie ist geduldig. Geduldig genug, um nicht nur meinen Dialog, sondern auch seine Funktion als Informationsträger fromm zu ertragen. Ich taufe den Zettelkram „Detlef“, weil der Name das Elend fĂĽr mich einen Moment lang erträglicher macht. Und ich? Ich bin eine PRM. Nicht zu verwechseln mit RPM, was so viel wie „revolutions per minute“, also Umdrehungen pro Minute, bedeutet. In einem drehfreudigen Tennis- oder Basketballrollstuhl wĂĽrde ich davon zwangsläufig mehr… Weiterlesen »Detlef Im Schlaf Zerrissen

Budgetkonferenz FĂĽr Maria

Die Woche begann mit einem Gespräch ĂĽber das persönliche Budget vo Maria, aus dem sie ihre Pflege und Assistenz finanziert. Das zuständig Sozialamt (oder besser die dortige Sachbearbeiterin) hatte alle Beteiligten, also die Krankenkasse, die Pflegekasse, einen Amtsarzt, eine Sozialarbeiterin, einen Vertreter unseres Wohnprojekts und Maria z einem runden Tisch eingeladen, um ĂĽber „die Notwendigkeit der Weitergewährung von Leistungen nach Ablauf des Bewilligungszeitraums“ z sprechen. Dass Frank dort mit auftaucht, war klar. Maria hatte auĂźerdem mich gebeten, sie als Vertrauensperson zu begleiten. Die bisherigen Termine waren mir noch in schrecklicher Erinnerung. Frank war vor dem Termin schon auf 180, weil… Weiterlesen »Budgetkonferenz FĂĽr Maria

Kodex gegen Porsche

In meinem Eintrag, in dem es um einige Neuerungen in der Pflegeversicherung ab 2013 geht, habe ich unter anderem positiv bewertet, dass der Medizinische Dienst der Krankenversicherung, eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, die als medizinische Begutachtungsstelle fĂĽr alle gesetzlichen Krankenkassen arbeitet, einen Verhaltenskodex erstellen und sich an diesen halten muss. In diesem Fall bezog sich das auf Begutachtungen durch die Pflegekassen. Damit soll wohl verhindert werden, dass sich Gutachter dieser Institution daneben benehmen. Es ist traurig, dass so etwas nötig ist, aber es ist nötig, wie eine gestrige Begutachtung einer achtzehnjährigen in unserem Wohnprojekt beweist. Grundsätzlich finden bei uns solche… Weiterlesen »Kodex gegen Porsche