Mobbing

Marmelade

Eigentlich wollte ich heute ganz viel Positives schreiben, einige schöne Ostseefotos posten … nee. Ich warne schonmal vor: Wer ohnehin schon genervt ist, sollte sich vielleicht vorher und rechtzeitig eine Tischkante zum ReinbeiĂźen suchen. Ich bin auch Tage danach noch schwer genervt. Marie auch. Helena sowieso. Es macht einfach nur fassungslos. Helena kam am Freitag vom Einkaufen zurĂĽck. Es war ihr irgendwie wichtig, das alleine zu machen. Also zum Wochenende noch alles das zu holen, was wir nicht vorher einkaufen konnten. Das Meiste hatten wir schon mit dem Auto geholt, aber Frisches und Vergessenes fehlte noch. Zudem hatten sich Susi… Weiterlesen »Marmelade

Elternabend

Ich war kĂĽrzlich beim Elternabend. Ich hätte nicht vermutet, dass ich so schnell einmal selbst zum Elternabend gehen wĂĽrde. Der letzte fiel krankheitsbedingt komplett aus, zum allerersten dieses Schuljahres war Marie dort, da waren allerdings nur fĂĽnf weitere Personen vor Ort. Dieses Mal musste Marie arbeiten, also war ich vor Ort. Helena war spĂĽrbar verunsichert an dem Nachmittag davor, ich fragte sie noch, ob wir vorher noch ĂĽber irgendwas reden wollen, aber sie sagte: „Das Schwierige ist, dass ich nie so genau weiĂź, ob ich alles richtig gemacht habe.“ Ich erklärte ihr dann nochmal, dass sie nicht alles richtig machen… Weiterlesen »Elternabend

Eulenspiegel

„Quäle stets ein Tier mit Schmerz, denn es fĂĽhlt wie du den Scherz.“ – Diesen verballhornten Spruch hörte ich kĂĽrzlich von Jugendlichen, die versuchten, im Bus eine Fliege mit einem Feuerzeug anzukokeln. Der Busfahrer hat die Jugendlichen auf offener Strecke rausgesetzt, ob wegen der Tierquälerei oder aus Sorge, dass demnächst sein Bus brennt, weiĂź ich nicht. Vielleicht auch aus beiden GrĂĽnden. Keinen Brummer, sondern einen lebendigen Hund hat der Ăśberlieferung nach Till Eulenspiegel, der vor 700 Jahren lebte und in Mölln in Schleswig-Holstein senkrecht begraben sein soll, beim Bier brauen in einen heiĂźen Kessel geworfen. Der Hund hieĂź Hopf, und… Weiterlesen »Eulenspiegel

Tina

Endlich mal wieder ein Vormittag, an dem ich nicht arbeiten muss. Marie hat ein Vorstellungsgespräch und ist unterwegs. Helena ist in der Schule. Sturmfreie Bude! Wow, was ich so alles tun könnte. Ich könnte splitterfasernackt zu viel zu lauter Musik durchs ganze Haus tanzen. Ich könnte mich im Latex-Outfit auf dem KĂĽchentisch räkeln, das per Webcam ins weltweite Netz ĂĽbertragen und dabei fĂĽnfhundert Euro verdienen. Ich könnte mir spontan Lukas nach Hause einladen, der ĂĽbrigens ganz offensichtlich immer noch was von mir will, aber immer noch keinen Schritt weiter ist, und mal ĂĽberprĂĽfen, wie sportlich er ist. Irgendwann entfĂĽhre ich… Weiterlesen »Tina

Maries drittes Stex

Gute Nachrichten: Marie hat ihr drittes Staatsexamen bestanden. Und ist natĂĽrlich super happy. Ich freue mich auch ĂĽber dieses schöne „Weihnachtsgeschenk“ fĂĽr sie; Mama und Papa sind auch ganz aus dem Häuschen. Ein gutes halbes Jahr nach mir ist sie nun auch endlich fertig und kann sich nun demnächst fĂĽr fĂĽnf bis sechs Jahre in einer Fachrichtung, vermutlich auch Kinder- und Jugendmedizin, fortbilden. Allerdings ist sie zunächst noch mit ihrer Dissertation beschäftigt, was vermutlich noch ein gutes Jahr dauern wird. Sie sagt: „Ich ĂĽberlege, ob ich zwischen den Festtagen mal bei meiner Grundschullehrerin vorbei fahre und klingele.“ – Sie hat… Weiterlesen »Maries drittes Stex

Kaltstart und frisch ĂĽberfahren

Das Wochenende ist da, Socke hat am Samstag um sieben Uhr Dienstbeginn und im Warteraum der Station sitzen schon sechs Elternteile mit ihren kranken Kindern. Jene Menschen, die zu fit fĂĽr die Notaufnahme sind, aber nicht bis Montag auf ihren Kinderarzt warten wollen, werden dorthin geschickt, weil es hier keine Kinder-Ambulanz gibt. Mit mir zusammen hat mein aktueller Lieblingskollege Dienst. Er unterstĂĽtzt eine weitere Kollegin auf den beiden Kinder-Intensivstationen und mich, sofern es auf den vier peripheren Kinderstationen zu viele Probleme gleichzeitig gibt. Eine weibliche Pflegekraft, Anfang 20, examiniert, ist heute alleine auf der Station. Zwei ihrer Kolleginnen haben sich… Weiterlesen »Kaltstart und frisch ĂĽberfahren

Schnucki

NatĂĽrlich kann ich kurzfristig einspringen und Nachtdienst machen. Dass ich mein obligatorisches Mittagsschläfchen vor dem Nachtdienst nicht hatte, ist nicht weiter schlimm. Dass ich heute morgen eine ambulante OP hatte, auch nicht. NatĂĽrlich komme ich, damit mein aktueller Lieblingskollege nicht so alleine ist. Und ich weiĂź zu schätzen, dass es nur Bereitschaftsdienst ist. Dann kann ich mich vielleicht eine Stunde zwischendurch hinlegen. Ist noch Zeit fĂĽr einen Klogang, bevor ich spontan los muss? Gerade noch. Der Lieblingskollege begrĂĽĂźt mich mit: „Na, Schnucki, gehen bei dir zu Hause auch die Uhren nach?“ – „Du kannst gerne nachfragen, wenn du meinen Namen… Weiterlesen »Schnucki

Seepferd und Abtreibung

Nach täglichem Training hat Helena heute ihr Seepferdchen geschafft. Ja, sie ist eigentlich viel zu alt dafĂĽr, aber so sehr, wie sie sich darĂĽber gefreut hat, war es enorm wichtig, dass sie das nachholt. Ein Sprung vom Beckenrand, eine Bahn in Brustlage schwimmen und einmal aus dem schultertiefen Wasser einen Gegenstand vom Boden hochholen. Eigentlich sollte sie erstmal nur springen, aber statt an den nächsten Beckenrand zu schwimmen, schwamm sie spontan einmal quer durch das Becken. Unsere erste kleine Meinungsverschiedenheit haben wir auch hinter uns. Ich bekam vom Schulweg eine Kurznachricht von ihr, ob ich damit einverstanden wäre, wenn sie… Weiterlesen »Seepferd und Abtreibung

Turnhallenwurst

Ich bin fertig. Den letzten Tag des Praktischen Jahres habe ich ĂĽberstanden. Ich habe keinen Bock mehr. Ich möchte endlich mein letztes Examen hinter mich bringen und mein Studium abschlieĂźen. Ich möchte Gewissheit haben. Und ich möchte sogar diesen Abschnitt meines Lebens abschlieĂźen. Auch wenn ich mein Studium zĂĽgig, vielleicht sogar im Galopp, durchgezogen habe, und damit sogar schneller war als Marie, die erst im Herbst fertig wird, fand ich es irgendwie viel zu lang. Am allerletzten Tag gab ich ein FrĂĽhstĂĽck fĂĽr die Kolleginnen und Kollegen aus. Wie auch schon zum jeweiligen Ende der letzten beiden Drittel. Dieses Mal… Weiterlesen »Turnhallenwurst

Weihnachtswunsch

Fast zehn Jahre sind seit meinem Unfall vergangen. In der letzten Woche hatte ich meine letzten beiden Psychotherapie-Stunden. Eine weitere Verlängerung ist nicht vorgesehen und aus meiner Sicht auch nicht nötig. Meine frĂĽhere Therapeutin ist seit der Geburt ihres zweiten Kindes nicht mehr beruflich tätig, ihre Vertretung, die zwar gut, aber nicht ganz so gut wie meine erste Therapeutin war, findet, ich sei ausreichend reflektiert, um mein Leben alleine im Griff zu haben. Genauso hat sie es formuliert, und ich glaube, damit wird deutlich, was ich meine, wenn ich behaupte, sie sei nur „gut“ und nicht „sehr gut“. Sollte ich,… Weiterlesen »Weihnachtswunsch