Öffentlichkeit

Linke Gewalt

Heute musste ich zu einer Nachuntersuchung ins Krankenhaus. Nichts spektakuläres, sondern man wollte sich in erster Linie anschauen, wie ich mit meiner Haut, meinen Gelenken, meiner Blase, meinem Darm, meinem Kreislauf und meiner Psyche zurecht komme. Zuerst hatte ich ein Gespräch mit einem Psychologen. Diese Untersuchungen werden nicht von demjenigen gemacht, der einen sonst behandelt. Er stellte mir ein paar Fragen, ich habe ihm ein bißchen was aus meinem Alltag erzählt, eine Stunde war angesetzt, nach 15 Minuten war ich wieder draußen. Ich hätte gut mitgearbeitet. Ähm, naja, ich will ja auch was von denen, oder? Dann musste ich in… Weiterlesen »Linke Gewalt

Für Rollis reserviert

Samstag abend, Schanzenviertel. Man schiebt sich noch nicht durch die Straßen (wie zur gleichen Zeit auf der Reeperbahn), aber dennoch sind etliche Leute unterwegs. Natürlich auch unsere WG: Wir wollten unser gemeinsames Abendessen in eine gemütliche Kneipe / Gaststätte in der Schanzenstraße verlegen. Leider gibt es dort nur zwei Tische, die ebenerdig erreichbar sind. Alle anderen Tische sind nur über Stufen zu erreichen. Als wir durchs Fenster hinein schauten, war einer der Tische frei. Also: Nix wie rein. Alternativ wären wir ein paar Häuser weitergegangen, aber dieses hier war unsere persönliche erste Adresse. Zu behaupten, dass wir Stammgäste wären, wäre… Weiterlesen »Für Rollis reserviert

Ganz viel Post

Inzwischen kommen pro Tag rund 100 Leser auf meine Webseite. Natürlich nicht jeden Tag andere, aber natürlich auch nicht jeden Tag dieselben 100 Leute. Bin ich jetzt berühmt?. Man sagte mir, ich könne gut schreiben. Man sagte mir, meine Blog-Geschichte, die einige Zeit nach einem mehrmonatigen Koma mit einem „neuen Leben“ beginnt, sei so lesenswert, dass ich sie veröffentlichen sollte. Meine Psychologin hat mir ebenfalls dazu geraten. Als ich kürzlich zurückblätterte, um die Geschichte mit den Models und den Currywürsten zu suchen, habe ich mich erschrocken. Über mich selbst. Über das, was ich damals geschrieben und empfunden habe. Über etwas… Weiterlesen »Ganz viel Post

Behindertes Parken

Einer der letzten in Hamburg neu angelegten Behindertenparkplätze befindet sich in der Elbchaussee. So sieht er aus: Lobenswert ist nicht nur, dass man zum Erreichen und Verlassen des Platzes keine Bordsteine überwinden muss und er eine ebene Fläche hat, sondern auch der ausreichende Platz zur Seite und nach hinten. Man könnte diskutieren, ob die Fläche nicht auch noch für zwei Stellplätze hintereinander ausgereicht hätte. Aber auch die farbliche Kennzeichnung finde ich vorbildlich. Leider verstehen viele Menschen, die diese Beschilderung ignorieren, nicht, warum es Behindertenparkplätze gibt. Ich habe noch nicht lange den Führerschein, sitze auch noch nicht soooo lange im Rollstuhl,… Weiterlesen »Behindertes Parken

Behindertenschließung hinter Ihnen

Ich glaub, ich spinne. Da wollte ich doch heute am Hamburger Hauptbahnhof auf die Toilette und entdeckte an der Tür ein Schild: Da lässt allen Ernstes jemand ein solches Schild prägen, anstatt den Schlüsselschalter an einer vernünftigen Position anzubauen? Und was bitte ist eine Behindertenschließung? Ich will mich nicht künstlich aufregen, aber wieso schaffen es die laufenden Menschen immer wieder, derart in linguistische Fettnäpfe zu treten? Der einfache Satz: „Türöffnung über Schlüsselschalter hinter Ihnen“ wäre doch völlig ausreichend gewesen, oder? Man stelle sich nur mal vor, auf einem Zeltplatz lebt für einige Zeit eine Gruppe Sinti und Roma und bekommt… Weiterlesen »Behindertenschließung hinter Ihnen

Ich bin sooo gut!

Vorhin war ich mit Cathleen shoppen, da sie unbedingt eine neue Jeans brauchte. Wegen ihren eher komischen Körpermaßen (da sie seit Geburt eine Querschnittlähmung hat, ist sie insgesamt nur knapp über 1,50 m groß, eine Hose in Länge 30 kann sie noch zweimal umkrempeln…) gestaltet sich die Suche nicht ganz so einfach und die Sache mit dem Anprobieren hat es auch in sich. Als wir auf dem Rückweg durch den Bahnhof Altona düsten und hintereinander rückwärts auf die Rolltreppe nach unten fuhren, bekam eine Seniorin fast einen Herzinfarkt. Sie kreischte, schlug mit den Händen ins Gesicht und blickte mit weit… Weiterlesen »Ich bin sooo gut!

Wieso sitzt du denn in so einem Ding?

Heute haben wir uns zum Schwimmen verabredet. Wir hatten zwar gestern abend erst unser reguläres Schwimmtraining (ja, Stinkesocke goes immernoch Ironwoman), aber Training und zusammen ein Spaßbad unsicher machen – das sind bekanntlich zwei völlig verschiedene Dinge, auch wenn etliche Leute vom Triathlontraining dabei waren. Simone, Cathleen, Sofie, Luisa, Frank und Juliane (die ich bisher noch nicht kannte, eine Freundin von Luisa, die durch eine angeborene Erkrankung im Rollstuhl sitzt) wollten zusammen mit mir das „Festland“ in der Holstenstraße einnehmen. Wir trafen uns im Foyer und ein kleines Mädchen kam angelaufen, versuchte mit beiden kleinen Händchen an meinem Greifreifen zu… Weiterlesen »Wieso sitzt du denn in so einem Ding?

Doch keine Bewährungshilfe

Wir haben heute unseren spinnenden Nachbarn verarztet. Er hat sich entschuldigt. Aber der Reihe nach: Meine Sozialarbeiterin, Frau W., die eigentlich gestern kommen sollte, war heute morgen hier. Frank und ich haben ihr zusammen von unserer Begegnung mit der Nachbarin am letzten Sonntag erzählt. Frank sagte, er wüsste gerne, was wirklich auf ihrem Auto geschrieben stünde, denn man sehe ja, welche Missverständnisse so etwas auslösen könnte. Frau W. war irritiert: „Auf meinem Auto steht überhaupt nichts. Das gehört zwar der Einrichtung, aber da steht nichts drauf. Auch lasse ich keine Akten oder Briefe im Fahrzeug liegen, schon gar nicht offen,… Weiterlesen »Doch keine Bewährungshilfe

Aufzüge für anspruchsvolle Fahrgäste

Ein Aufzug ist eine technisch anspruchsvolle Einrichtung. Eine besondere Aufgabe an den Hersteller eines Aufzuges ist, diese technisch anspruchsvolle Einrichtung auch für geistig anspruchslose Fahrgäste benutzbar zu machen. Nicht jedem Hersteller gelingt die Bewältigung dieser besonderen Aufgabe. Paradebeispiel: Hamburg Hauptbahnhof. Über die Bildung und die Intelligenz der dort herumlaufenden Menschen möchte ich kein Urteil abgeben. Es reicht mir zu wissen, dass sehr gebildete und geniale Menschen genauso mit der Bahn fahren wie keksdumme. Einige von ihnen fahren mit dem Aufzug. Da wäre es doch wünschenswert, dass sowohl der geniale als auch der keksdumme Fahrgast dort ankommt, wohin er möchte. Doch… Weiterlesen »Aufzüge für anspruchsvolle Fahrgäste

Ein ehrenwertes Haus

Ich wohne wirklich sehr gerne hier. Meine Leute in der WG sind sehr nett, die Wohnung ist schön, mein Zimmer, das Haus ist neu und liegt zentral – ich bin sehr glücklich. Gestern abend haben wir auf dem Balkon gegrillt, damit es nicht so qualmt zwar mit einem Elektrogrill, aber es war super. Lina und ich haben Salate gemacht, Sofie hat Brot eingekauft, das Wetter war einigermaßen gut, die Stimmung lustig. Wir waren gerade mit dem Essen fertig, ich war einigermaßen genudelt, als es an der Tür bimmelte. Es war eine Nachbarin, die reinkommen und mit uns reden wollte. Wir… Weiterlesen »Ein ehrenwertes Haus