Allgemein

Nur teure Ausnahmen

Erneut bin ich froh, einen so genannten „Haftpflichtigen“ zu haben. Oder eigentlich ist es ja eine Frau, oder sogar ihre Versicherung. So bleibt es mir manches Mal erspart, mich mit den neuesten aberwitzigen Spar-Ideen der Krankenkassen abkaspern zu müssen. Diese ist einfach nur noch lächerlich. Dass man von Cathleen (dank juristischer Hilfe von Frank vergeblich) gefordert hatte, sie möge ein Miktions-Tagebuch führen, davon hatte ich ja bereits geschrieben. Nun versucht man an anderer Stelle, Kosten zu „sparen“. Sie bekommt täglich Darifenacin, das ist ein Arzneimittel in Tablettenform, das die Blase ruhigstellt. Querschnittlähmungen (egal ob erworben oder angeboren) bringen ja immer… Weiterlesen »Nur teure Ausnahmen

Nichts gelernt

Alles soll besser werden. Das haben die Verantwortlichen der Stadt nach dem letzten Winter versprochen, als auch das letzte Dickfell zugeben musste, dass man die Schneeräumung auf öffentlichen Wegen alles andere als im Griff gehabt hat. Man muss wohl ein sehr großer Träumer sein, wenn man das glaubt. Ich muss allerdings zugeben, ich hatte zumindest gehofft, dass man, nach diesem Versprechen, wenigstens die wichtigsten Fußwege irgendwann mal vom Schnee befreit. Nun gut. Immerhin funktioniert unser Rolltor zur Tiefgarage noch. So kann ich wenigstens mit dem Auto überall hinfahren. Und dass die Wege vom Schulparkplatz zur Schule wenigstens zwei Besen breit… Weiterlesen »Nichts gelernt

Jana zieht bei uns ein

Donnerwetter! Nach über einem Vierteljahr und einer amtsärztlichen Beurteilung ihres Gesundheitszustandes (nach Aktenlage) schafft es das zuständige Bezirksamt, Jana eine Bescheinigung auszustellen, dass sie als „vordringlich wohnungssuchend“ anerkannt wurde. Diese Anerkennung ist erforderlich, damit Jana bei uns einziehen darf, weil unser Vermieter beim behindertengerechten Umbau unserer Wohnung öffentliche Fördermittel bekommen hat. Der neue Vermieter (unser Vermieter) war heiß darauf, möglichst sofort mit ihr einen Mietvertrag zu schließen. Gestern abend haben wir uns alle getroffen, alle anderen WG-Bewohner (Cathleen, Sofie, Frank und ich) sowie der Vermieter können sich Jana gut als weiteres Mitglied der Wohngemeinschaft vorstellen. Da ohnehin nur noch die… Weiterlesen »Jana zieht bei uns ein

Königin der Niederlande

Heute morgen hatten wir ein Schulprojekt in der City. Eigentlich wollten wir uns um 7.30 Uhr im Bahnhof Altona treffen, da aber auf meiner Linie wieder alles drunter und drüber ging, verpätete ich mich. Meine Leute fuhren gerade aus Altona los, als ich am Diebsteich losfuhr, also eine Sekunde zu spät, um umzusteigen. Nun musste ich doch noch den Umweg über Altona nehmen, auch wenn die anderen schon weg waren. Mit mir in der Bahn war ein junger Mann mit Down-Syndrom. Er fährt öfter auf dieser Strecke, arbeitet scheinbar irgendwo in Altona und jedes Mal, wenn er mich sieht, nimmt… Weiterlesen »Königin der Niederlande

Frustrierte Behinderte

Vor genau einer Woche habe ich bei unserem Vermieter angerufen. Nein, nicht wegen der Frage, wann Jana endlich einziehen darf, das liegt ja nicht an ihm, sondern am Wohnungsamt (ja, immernoch), sondern weil die Sammel-Entlüftung des Hauses defekt ist. In den Küchen gibt es Dunst-Abzugshauben und in einigen Bädern Abluftschächte, die alle zusammen in einen Raum geführt werden, in dem ein riesiger Ventilator steht, der den gesammelten Mief nach draußen befördert. Dieser Raum befindet sich unter dem Dach des Hauses. Und aus diesem Raum kommen seit einiger Zeit merkwürdige Geräusche. Ein unregelmäßiges Stampfen, durchschnittlich einmal pro Minute, manchmal über zwei… Weiterlesen »Frustrierte Behinderte

Keine Sozialeinrichtung

Von einer anderen Rollifahrerin hatten wir den Tipp bekommen, zum Schwimmen und Saunen eine etwa 60 Kilometer entfernte Therme zu besuchen. Sie sei für Rollstuhlfahrer optimal, vom Preis okay, die lange Anfahrt würde sich lohnen. Da ich im Winter inzwischen gerne mit einigen Leuten in die Sauna gehe, wollte ich es ausprobieren. Sofie und Jana wollten auch mit. Also sind wir heute am späten Vormittag aufgebrochen. Die Straßen waren frei, wir haben es sofort gefunden, und tatsächlich: Fünf Rolliparkplätze direkt vor dem Eingang. Besser konnte es kaum sein. Zwei waren noch frei, drei allerdings von Leuten ohne Ausweis belegt. Ich… Weiterlesen »Keine Sozialeinrichtung

Kurve zu hoch

Die EU hat im Oktober 2007 eine Verordnung herausgebracht, in der es um die Rechte und Pflichten von Fahrgästen im Eisenbahnverkehr geht. Darin heißt es in Artikel 19 („Anspruch auf Beförderung“) unter anderem: „Die Eisenbahnunternehmen und die Bahnhofsbetreiber stellen unter aktiver Beteiligung der Vertretungsorganisationen von Personen mit Behinderungen und Personen mit eingeschränkter Mobilität nicht diskriminierende Zugangsregeln für die Beförderung von Personen mit Behinderungen und Personen mit eingeschränkter Mobilität auf.“ Wenn ich von meiner Physiotherapie aus der Klinik zurück nach Hause fahre, nehme ich gerne den Regionalexpress (sofern ich nicht mit dem Auto fahre). Dort wird man als Rollifahrer aber seit… Weiterlesen »Kurve zu hoch

Lotte und die Sexualität

Am Wochenende hatte ich Besuch von Lotte. Lotte ist Mitte 20, Rollifahrerin mit einer angeborenen Querschnittlähmung (Spina bifida), mir von gemeinsamen Trainingslagern flüchtig bekannt und kommt aus dem südlichen Niedersachsen. Sie hatte angefragt, ob es in Hamburg bei einem von uns einen Übernachtungsplatz gibt, denn sie wäre für ein berufliches Seminar in Hamburg und würde sich gerne mit uns treffen und vielleicht auch an einem Abend nochmal gemeinsam trainieren (Handbike oder Rennrolli). Da sich eine Übernachtungsmöglichkeit in unserer WG immer findet, haben wir ihr kurzerhand gesagt, dass wir uns auf ihren Besuch freuen. Nun schnupft Cathleen immernoch vor sich hin,… Weiterlesen »Lotte und die Sexualität

Tatsächlich fehlt die Strippe

Ob per Mail, als Kommentar unter meinen Postings, ob persönlich oder über Dritte: Das häufigste Feedback, das ich auf Beiträge, in denen es um Alltäglichkeiten geht, die jedoch im Zusammenspiel mit meiner Behinderung einen fragwürdigen bis unerträglichen Charakter annehmen, bekomme, ist: „So ein Wahnsinn. Das geht gar nicht. Gut, dass du darüber schreibst.“ Schreibe ich eine Mail an eine offizielle Stelle, bekomme ich im Regelfall die Reaktion: „Sie sind die Erste, die darauf hinweist. Täglich kommen so viele Menschen mit Behinderung damit in Kontakt, dass ich mir kaum vorstellen kann, warum das noch niemandem aufgefallen sein soll.“ Vor knapp einem… Weiterlesen »Tatsächlich fehlt die Strippe

Entschuldigung angenommen

Jana, Simone und ich stehen im S-Bahnhof Dammtor, die Bahn fährt ein, die Türen öffnen sich. Hinter der ersten Tür: Lauter Fahrräder. Hinter der zweiten Tür: Lauter Fahrräder. Hinter der dritten Tür: Lauter Fahrräder. Hinter der vierten Tür: Lauter Menschen. Hinter der fünften Tür: Etwas weniger Menschen. Also schnell rein, bevor der Zug abfährt. Jana vorweg, zack, drinnen, eine Sache von zwei bis drei Sekunden. Cathleen sofort hinterher, zack, ebenfalls drinnen. Nun komme ich: Ich schaffe es, mit den Vorderrädern in den Waggon, die Hinterräder bleiben in dem Spalt zwischen Bahnsteig und Wagen stehen. Ich stehe also mitten in der… Weiterlesen »Entschuldigung angenommen