Allgemein

Bewerberflut

Es ist absolut unglaublich, aber Jana wartet noch immer auf die Entscheidung vom Amt, ob sie in unsere WG einziehen darf. Inzwischen seit ĂĽber einem Vierteljahr. Hintergrund: In Hamburg darf Wohnraum, der mit öffentlichen Mitteln barrierefrei erbaut oder umgebaut wurde, nur mit Zustimmung des Wohnungsamtes vermietet werden. Die Berechtigung dafĂĽr bekommen aber wegen des groĂźen Andrangs (ĂĽber 180 so genannte Notfälle auf der Warteliste fĂĽr barrierefreie Wohnungen) nur Menschen, die keine zumutbare Wohnung haben. Ăśber die Zumutbarkeit entscheidet ein Amtsarzt nach Vorlage eines hausärztlichen Attests. Das heiĂźt: Interessenten, die aus persönlichen GrĂĽnden umziehen wollen, kommen weder auf die Liste, noch… Weiterlesen »Bewerberflut

Leistungsdiagnostik in Hannover

Normalerweise kann ich Egoisten nicht verstehen. Normalerweise sage ich immer, dass ich mich als Egoistin nicht wohlfĂĽhlen wĂĽrde. Heute ist ein Tag, an dem ich den einen oder anderen Egoisten verstehen kann. Es fing alles ganz harmlos an. Einige Sportler waren zu einem Sichtungstraining nach Hannover eingeladen worden. Um 9 Uhr sollten wir startklar in der Halle stehen, also hatten wir (Cathleen, Yvonne, Kristina, Merle und ich) erst ĂĽberlegt, ob wir bereits gestern abend hinfahren und dort schlafen. Als Egoistin hätte ich das gemacht. Aber ich habe auf andere RĂĽcksicht genommen, die gestern noch bis spät abends wichtige Termine hatten.… Weiterlesen »Leistungsdiagnostik in Hannover

Es geht auch ohne Druck

Wow. Als wir von einem Monat gesammelt in eine Fallgrube stĂĽrzten … nein, als wir vor einem Monat in einem rund 10 Zentimeter tiefen Loch im Gehweg hängen blieben und uns auf die Nase legten, konnte ich mir nicht verkneifen, die S-Bahn Hamburg, zu der dieser Weg gehört, per Mail ein Foto davon zu schicken. Frank meinte, ich solle dazu schreiben, dass sie froh sein können, dass es nur ein Foto und keine Schmerzensgeldforderung ist, aber das habe ich mir verkniffen. Ich wollte wissen, was passiert, wenn man nett darauf hinweist. Ohne Druck. Einen Monat später musste ich erneut diesen… Weiterlesen »Es geht auch ohne Druck

Das Monster im Rollstuhl

Wie sie hierher gekommen war, wusste ich nicht. Wie ich hierhin gekommen war, wusste ich auch nicht. Das spielte auch keine Rolle. Wir waren zur selben Zeit am selben Ort und redeten miteinander. Sie hatte ihr Fahrrad gestoppt, ein einfaches Damenrad, war vom viel zu hoch eingestellten Sattel noch vorne abgestiegen, stand vor den Pedalen mit beiden FĂĽĂźen auf dem Gehweg und hielt ihre TretmĂĽhle mit beiden Händen am Lenker fest. Geschockt sah sie aus, den Tränen nahe. Als wäre sie gerade eben nochmal mit dem Leben davon gekommen. Tja, man sollte aufpassen, wenn man mit dem Fahrrad eine StraĂźe… Weiterlesen »Das Monster im Rollstuhl

Schneewittchen und die 7 Rollis

Eigentlich meinte ich, ich hätte mit der Begleitung unserer Amerikaner meinen Reeperbahn-Soll fĂĽr dieses Quartal erfĂĽllt, aber wenn es einen guten Grund gibt, stĂĽrze ich mich selbstverständlich auch ein zweites oder drittes Mal ins blinkend rote GetĂĽmmel. Und diesen guten Grund gab es tatsächlich. Catharina, von der ich ĂĽber ein Vierteljahr nichts gesehen oder gehört habe (bis auf ein einziges Mal bei der Physio, da war sie jedoch mittendrin und ich wollte sie nicht stören), rief mich an, sie sei am Dienstag entlassen worden. Sie habe ein neues Handy, daher habe nur sie meine Nummer, ich ihre aber nicht. Sie… Weiterlesen »Schneewittchen und die 7 Rollis

Natascha

Den Kommentaren auf meinen gestrigen Beitrag ĂĽber den arschigen Nachbarn zufolge, haben die meisten Leser mich doch so verstanden, wie ich es sagen wollte. Dass ich nicht gegen alle Hartz-4-Empfänger wettere, sondern lediglich gegen einen ganz bestimmten. Und gegen den nicht, weil er Hartzie ist, sondern weil er ein Arsch ist. Aber das Thema ist aus meiner Sicht erstmal geklärt. Und damit kann ich ja zum nächsten Schlag ausholen. Als Angehörige einer gesellschaftlichen Randgruppe habe ich mir ein neues Opfer aus einer anderen gesellschaftlichen Randgruppe ausgesucht, um auf ihm herumzuhacken. Gestern der Arbeitslose, heute jemand, der sich in seinem Körper… Weiterlesen »Natascha

Hartz IV und keine Eva

Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich hier völlig unbeliebt mache, muss ich mal etwas zur allgemeinen Hartz-4-Diskussion loswerden. Ich werde von unserem Nachbarn, der von ALG 2 lebt, fast jedes Mal, wenn ich ihn sehe, darauf angesprochen, dass man behindert sein mĂĽsste, um als Arbeitsloser in diesem Land genug Geld zu haben. Die Aussage an sich muss man wohl nicht diskutieren und meine erste Antwort, dass wir ja gerne mal tauschen könnten, verkneife ich mir inzwischen auch, weil es einfach keinen Sinn macht, sich mit ihm zu unterhalten. Derselbe Nachbar erzählt uns auch gerne mal die neuesten Behindertenwitze.… Weiterlesen »Hartz IV und keine Eva

Besuch aus Amerika

Die erste Ferienwoche ging schneller vorrĂĽber als ich es erwartet hätte. Lange war es bereits angekĂĽndigt worden: Im Rahmen irgendeiner Kooperation zwischen dem Deutschen und einem Amerikanischen Rollstuhlsportverband sollten insgesamt vierzehn Frauen und Männer aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten nach Deutschland kommen, um sich hier zwei Wochen mit uns auszutauschen, gemeinsam Sport und ein wenig Urlaub zu machen. Vier davon kamen nach Hamburg: Zweimal männlich, zweimal weiblich. Alle 14 kamen aus ärmlichen Verhältnissen. Daher wurden Leute gesucht, die diese Amerikanerinnen und Amerikaner kostenlos bei sich zu Hause aufnehmen. Wir hatten angeboten, eine Frau aufzunehmen, denn bei uns steht ja… Weiterlesen »Besuch aus Amerika

Mission gescheitert

Ich weiĂź nicht, was wir verkehrt machen. Wir kommen keinen Schritt mehr weiter. Auch wenn seit heute Ferien sind, geht mir eine Sache nicht aus dem Kopf: Es geht dabei um Fatma, eine Rollstuhlfahrerin, die seit diesem Sommer an meiner Schule unterrichtet wird. Sie spricht wegen ihrer Behinderung, ich vermute, es ist ein so genannter frĂĽhkindlicher Hirnschaden (Zerebralparese), etwas langsam und undeutlich, dafĂĽr aber eher laut. Sie wirkt auf mich sehr intelligent, sie spricht perfekt Deutsch – aber sie hat die gesamte Zeit ihre Mutter dabei, die sich mit ihr ausschlieĂźlich in tĂĽrkischer Sprache unterhält. Ja, richtig, die Mutter sitzt… Weiterlesen »Mission gescheitert

FĂĽnf Promille sind manchmal nicht viel

Heute war ich auf dem RĂĽckweg von meiner Psychotherapie, stehe in Bergedorf vor dem Aufzug zum Gleis und wer kommt in dem Moment mit der Kabine nach unten gefahren? Der Leiter der Rollstuhlsport-Abteilung meines Vereins, den ich schon bei einigen Seminaren und Vorträgen kennen gelernt habe. Er wusste gleich, wer ich bin, begrĂĽĂźte mich und sagte: „Schön, dass ich dich sehe. Hast du gerade mal zwei Minuten?“ Na klar. Er erzählte mir, dass er noch ganz spontan eine Sportlerin fĂĽr einen Termin in zwei Stunden bräuchte. Aus meiner Triathlon-Sparte hätte jemand abgesagt. „Zeit hätte ich. Brauche ich dafĂĽr Sportsachen oder… Weiterlesen »FĂĽnf Promille sind manchmal nicht viel