Behinderung

AufzĂŒge und Angoraziegen

Rollstuhlnutzende sollten sich nicht vor AufzĂŒgen fĂŒrchten. Und nicht klaustrophobisch sein. Behaupte ich mal kĂŒhn. Ich muss nicht lange einleiten. Es ruckte und schaukelte krĂ€ftig, die Kabine kam rund 50 Zentimeter unter dem oberen Haltepunkt zum Stehen, das Licht ging aus, die Notbeleuchtung an – und ich stand drin. Ein glĂ€serner Aufzug, draußen schien die Sonne, die Aussicht war schön. Ich hatte es lange nicht mehr. Und irgendwie war Murphy nicht zur Stelle, so dass mir dieser unnĂŒtze Ballast ausnahmsweise mal nicht zum ungĂŒnstigsten Zeitpunkt in den Tagesablauf stolperte. Sondern auf dem Weg nach Hause, satt, Blase leer, Handyakku voll.… Weiterlesen »AufzĂŒge und Angoraziegen

Stinkende Behinderte

Auch ich brauche mal Haar-Shampoo. Und was lĂ€ge da nĂ€her, als in einem Supermarkt welches zu kaufen? Ich rollte den Gang entlang, rechts von mir waren tausende Deo-Flaschen, rechts von mir waren BadezusĂ€tze, in der Mitte standen zwei Halbstarke, geschĂ€tzt auf 14 bis 15 Jahre, die jedes zweite Deo öffnen und durch die Gegend sprĂŒhen mussten. Sie fanden sich witzig. Genug Platz war vorhanden, so dass ich in grĂ¶ĂŸtmöglichem Bogen um die beiden herum fuhr, um möglichst schnell durch die Nebelwolke hindurch zu kommen. Einer der beiden lief hinter mir her und sprĂŒhte mir mit den Worten „Hey, die Behinderte… Weiterlesen »Stinkende Behinderte

Konservative Eltern

Mit dem Versuch, einen gut aussehenden Typen abzuschleppen und mehr oder weniger direkt ins Bett zu kriegen, bin ich gescheitert. Vielleicht bin ich zu schĂŒchtern, vielleicht zu brav, ich weiß es nicht. SpĂ€testens, wenn er mit mir Karussell fĂ€hrt, lĂ€uft es wohl allenfalls auf etwas lĂ€ngerfristiges und intensiveres hinaus. SchĂ€tzungsweise. Und warum das nicht klappen wird, weiß ich inzwischen auch. Meine Behinderung. Ja, ich kann es auch langsam nicht mehr hören. Er finde mich zwar nett (inzwischen glaube ich auch, dass ’nett‘ die kleine Schwester von ‚Scheiße‘ ist) und auch durchaus attraktiv, reizvoll, spannend, vielleicht sogar sexy, er sei, wie… Weiterlesen »Konservative Eltern

Hilfe zum FĂŒhrerschein

Ich hatte einen schönen Abend mit einem Freund, wir haben uns ĂŒber alles Mögliche und Unmögliche unterhalten. Und er erzĂ€hlte mir von seinem Abenteuer mit der Fahrschule, das ich unbedingt aufschreiben möchte. Der Mann ist fast doppelt so alt wie ich und hat seit ĂŒber 20 Jahren eine Fahrerlaubnis. Hatte noch nie Punkte in Flensburg, noch nie einen Unfall verschuldet – und fĂ€hrt pro Jahr zwischen 30.000 und 50.000 Kilometern. Das Auto bedient er mit den HĂ€nden, denn auch er ist Rollstuhlfahrer. Wir kennen uns vom Sport. Ich kenne nun inzwischen mehrere Leute, mit denen er Autofahren in der Großstadt… Weiterlesen »Hilfe zum FĂŒhrerschein

Cyano und andere Chaoten

Nachdem es am Morgen in Hamburg endlich mal wieder etwas abgekĂŒhlt war (ich habe nichts gegen den Sommer, aber fĂŒr ein paar Stunden durchlĂŒften tut mal ganz gut), demonstrierte zum Nachmittag die Sonne wieder ihre ganze Kraft und ließ das Thermometer auf 27 Grad steigen. Marie und ich entschieden uns, die Gunst des Wetters zu nutzen und vor dem Abendessen noch eine Stunde im See zu schwimmen. Eine Freundin von Marie, die gerade zwei BĂŒcher zurĂŒck gebracht hatte, wollte spontan auch mit. Und auch Maries Mutter fragte, ob wir was dagegen hĂ€tten, wenn sie sich anschließt. „Wir wollen aber eine… Weiterlesen »Cyano und andere Chaoten

Adler und Möwen

Keine Campingliegen, keine Feldbetten, sondern Holzpaletten mit aufblasbaren Luft-Schaumstoff-Rollmatratzen und SchlafsĂ€cken. Die Paletten und Matratzen sowie die persönlichen SchlafsĂ€cke (sofern man es geschafft hatte, kurzfristig jemanden damit in Hamburg zum Hauptbahnhof zu schicken) brachte Maries Papa gestern abend aus Hamburg mit einem Lkw. Dieses Paletten-Zeug hatten wir schon öfter mal bei Freizeiten in Gebrauch. Allerdings gab es zunĂ€chst noch Probleme mit dem Aufbau der Zelte. Es waren einfach zu wenig FußgĂ€nger vor Ort, die mal mit anfassen konnten. Leider war es trotz der spĂ€ten Stunde noch etwas arg windig. Mit Hilfe des Zeltplatzbetreibers und seinen von ihm dazu gebetenen Kumpeln… Weiterlesen »Adler und Möwen

Gene und so

Warum es so lange nichts neues zu lesen gab von mir? Kann ich ganz einfach beantworten. Ich habe eine Zeitlang offline geschrieben (daher ist es nicht ganz richtig, dass es nichts neues gibt, es war nur noch nicht zu sehen), weil mir „online“ auf den Wecker ging. Nicht wegen der vielen freundlichen Leserinnen und Leser, die gerne an meinem Leben teilnehmen. Sondern wegen eines einzelnen Spinners, der zu jedem meiner Postings Dutzende Kommentare verfasst hatte, die alle in eine Richtung gingen, die ich hier nicht lesen wollte. Leider von unterschiedlichen Rechnern. Und leider in eine Ă€hnliche Richtung, die auch kĂŒrzlich… Weiterlesen »Gene und so

Toilettengang kein Menschenrecht

Ich warne vor: Das, was hier kommt, verdirbt möglicherweise den Appetit
 Stell dir vor, du wachst nachts um halb vier auf, die Blase randvoll, du spĂŒrst starken Harndrang. Was machst du? Naja, sicherlich nicht ins Bett. Unter normalen UmstĂ€nden zumindest nicht. Meine Oma hat mir frĂŒher von Zeiten erzĂ€hlt, in denen man einen Nachttopf neben dem Bett stehen hatte. Als die Toilette noch im Garten stand und man sonst durch den Schnee tigern mĂŒsste. Und irgendwann im Alter kommt meistens der Tag, an dem man wieder einen Topf im Zimmer stehen hat. In einem Toilettenstuhl oder Ă€hnliches. Vielleicht zu Hause,… Weiterlesen »Toilettengang kein Menschenrecht

Hoffentlich letzter Fehler

Nach insgesamt acht Terminen ist mein neues Auto inzwischen so, dass ich mich langsam anfreunden kann. Das HandgasgerĂ€t muss zwar noch einmal in die Werkstatt, weil es wieder klappert, aber der Rest scheint inzwischen in Ordnung zu sein. Das letzte Poltern, das natĂŒrlich immer dann nicht auftrat, wenn das Auto beim HĂ€ndler in der Werkstatt war, trat bei der letzten Probefahrt nun doch endlich mal auf. Auf der Fahrt zur Werkstatt konnte ich das Radio nicht laut genug stellen, um das nervige GerĂ€usch zu ĂŒbertönen, dann, als der Chef persönlich sich auf den Beifahrersitz setzte, war alles ruhig. Den ersten… Weiterlesen »Hoffentlich letzter Fehler

Kein Gel, kein Blinker, kein Hemd

Ich sag ja, der Alltag hat mich wieder. Wieder erwischt. Gleich drei Mal. Zuerst stehe ich wĂ€hrend meines praktischen Tags in einem Untersuchungsraum und suche eine neue Flasche Ultraschallglibber, nachdem die alte komplett leer ist. Warum holt derjenige eigentlich keine neue, der die alte leer gemacht hat? Der Patient, Anfang 30, recht gepflegt aussehend, arbeitet bei einem Pizza-Schnellimbiss, sagt: „Wird das bald mal was? Deine Fo**e findest du doch morgens beim Waschen auch immer an derselben Stelle. Oder etwa nicht?“ – Ich muss ohnehin raus, da es hier kein Ultraschall-Gel mehr gibt. Im Dienstzimmer treffe ich meinen Lieblings-Oberarzt. Ich sage:… Weiterlesen »Kein Gel, kein Blinker, kein Hemd