Wohnprojekt

Nochmal sechs

Man sollte sich eben nicht zu sicher sein. Wir haben auch gestern keine geeignete Bewerberin und keinen geeigneten Bewerber für die offene Assistenzstelle gefunden. Wir hatten weitere insgesamt sechs Leute zum Vorstellungsgespräch eingeladen und es ist unglaublich: Es war niemand dabei, der unseren Vorstellungen entsprach. Und dabei halte ich unsere Vorstellungen gar nicht mal für so außergewöhnlich. Ich erwähne dieses Mal vorab, dass diese Leute alle eine schriftliche Bewerbung vorab zugeschickt haben und aufgrund dieser eine Vorauswahl stattgefunden hatte. Und ich erwähne auch, dass diese Leute nicht von der Arbeitsagentur geschickt wurden, sondern sich aus freien Stücken beworben hatten. Nummer… Weiterlesen »Nochmal sechs

Vier mal Arbeitsagentur

Wir stehen bei der Arbeitsagentur gerade hoch im Kurs mit unserem Wohnprojekt und einigen Stellen, die für Assistenzkräfte zu vergeben sind. Von denen ist gerade eine frei, wir stocken auch immernoch auf, und da schickt uns (auch) die Arbeitsagentur geeignete Bewerber. Manchmal kommt man sich da vor wie in dem Film „Ziemlich beste Freunde“, in dem ein Arbeitsloser zu einem Halsquerschnitt kommt, sich auf eine Assistenzstelle bewirbt und von vornherein durchblicken lässt, dass er eigentlich nur den Stempel für das Arbeitsamt haben möchte. Ganz so krass, dachte ich, ist es in Zeiten, in denen Leistungen auch gerne mal gekürzt werden,… Weiterlesen »Vier mal Arbeitsagentur

Schneehasen in Schneehosen

Normalerweise sollte man mindestens 18 sein, wenn man bei uns wohnen will. Falls der- oder diejenige gut zu uns passt, die Eltern zustimmen und geklärt ist, wer zuverlässig die Miete zahlt, machen wir auch schonmal eine Ausnahme mit 17 oder gar 16 Jahren. Noch jüngere Leute können wir uns nicht vorstellen. So haben wir es mal gemeinsam beschlossen. Im September letzten Jahres haben wir uns alle (also alle Bewohner unseres Wohnprojekts) versammelt und darüber beraten, ob wir auf fast schon verzweifelte Bitten des Jugendamtes einen 14-jährigen Jungen bei uns aufnehmen sollten. Der Junge solle auf vorläufigen Beschluss eines Gerichts nicht… Weiterlesen »Schneehasen in Schneehosen

Plötzlich so anders

Warum liest sich mein großartiger Blog plötzlich so anders? Warum schildere ich die Herausforderungen des Alltags nicht mehr so positiv wie früher? Warum reagiere ich, warum reagieren meine Freunde teilweise so krass und asozial auf Hilfsangebote? Warum gehe ich so respektlos und herabwürdigend mit meiner Umwelt, insbesondere mit Tieren um? Warum bin ich in den letzten drei Jahren so selbstherrlich geworden? Worüber kann ich überhaupt noch offen und frei schreiben, wenn so viele Leute aus meinem täglichen Umgang hier mitlesen? Schreibe ich jetzt, nur wegen einigen wenigen Fetischisten, nicht mehr offen über meine Behinderung mit allen ihren Facetten? Das sind… Weiterlesen »Plötzlich so anders

Simones Achtzehnter

Endlich mal wieder was lustiges zwischen all dem Mist (weiterer Mist steht schon vor der Tür): Gestern abend haben wir bei uns den 18. Geburtstag von Simone gefeiert. Das war die erste große Party in diesem Haus und sie war absolut genial. Simone hat mit mehreren Helfern (Fußgängern) einen Gruppenraum komplett umgeräumt, einen großen Tisch aufgebaut, es gab Raclette und schon beim Essen jede Menge Spaß. Kleiner Tiefpunkt: Maria ist zur Zeit noch auf der Suche nach Assistenten, gestern war zum ersten Mal ein Typ da, ebenfalls als Praktikant. Sozusagen als einer seiner ersten Amtshandlungen wollte er sich zu Beginn… Weiterlesen »Simones Achtzehnter

So eine falsche Schlange

Auch wenn zwei Monate nach Marias Einzug noch immer keine Entscheidung der Kostenträger vorliegt, gehen wir derzeit alle davon aus, dass sie bei uns wohnen bleiben kann. Entsprechend sind wir bereits auf der Suche nach zusätzlichem Pflegepersonal für sie. Für drei Tage machte eine Krankenschwester ein Praktikum, die – nach ihren Angaben – aus ihrem Job in einem großen Klinikkonzern zu uns wechseln möchte. Drei Tage hielten wir es mit ihr aus, bevor wir sie gestern an die frische Luft gesetzt haben. Man sollte nicht glauben, dass jemand mit dem Generalschlüssel, der ihm ausgehändigt wird, um im Notfall (oder nach… Weiterlesen »So eine falsche Schlange

Schwarze Schafe

Das Gutachten über Marias Pflegebedarf ist derzeit beim Gutachter. Der Gutachter begutachtet also das Gutachten und hat eine weitere Gutachterin, dieses Mal eine Sozialarbeiterin, mit der Abgabe eines (weiteren) Gutachtens beauftragt. Der Gutachter möchte also mithilfe verschiedener Gutachten zu einer Art Obergutachten kommen, in der er abschließend (?) eine eigene Empfehlung abgibt. Die Begutachtung fand gestern statt, Maria bat mich, erneut dabei zu sein. Die Sozialarbeiterin, schätzungsweise um die 50, war nett und hat sich insgesamt über zwei Stunden lang mit Maria beschäftigt. Geschätzte 100 Fragen hat sie ihr gestellt und wollte alles ganz genau wissen. Am Ende sagte sie,… Weiterlesen »Schwarze Schafe

Eine Woche Stress

Manchmal wünsche ich mir die Zeit zurück, in der ich mittags aus der Schule kam (ja, ich gehöre noch zu der Generation, die die Zeit vor den Ganztagsschulen zu einem großen Teil miterlebt hat), meine Hausaufgaben in den langweiligen Unterricht der ersten beiden Stunden des Folgetages verschoben habe und stundenlang Zeit für mich selbst hatte. Und für meine Pferde. Ich habe mich vor ein paar Tagen mit Jana unterhalten, vor allem über das Theater hier auf meiner Seite. Ich will den Inhalt des Gesprächs hier nicht weiter vertiefen, aber eins ist mir besonders aufgefallen. Ich habe mich, was meine Zeit… Weiterlesen »Eine Woche Stress

Nichts Neues bei Maria

Der neueste Schrei: Die sozialmedizinische Beratungsstelle, die bisher keine Empfehlung dafür abgeben wollte, dass Maria bei uns wohnt, unternimmt zur Zeit eigene Anstrengungen, eine geeignete Wohnmöglichkeit für sie zu finden. Wir sind sowohl von der Pflegekasse als auch vom Sozialamt und von der Organisation, die zur Zeit die Assistenz übergangsweise sicherstellt, angesprochen worden. Jeder einzelne sagte: „So ein Unsinn. Es ist überhaupt keine Linie zu erkennen.“ In der übernächsten Woche treffen sich nun die Leiterin des zuständigen Sozialamtes mit dem Leiter des zuständigen sozialen Dienstes zu „bilateralen Gesprächen“ unter Moderation eines hohen Tiers des Pflegeversicherungsträgers. Bis dahin geht man davon… Weiterlesen »Nichts Neues bei Maria

Besuch im Morgengrauen

Das war wieder eine Woche … es wird nicht langweilig. Am Dienstagnachmittag fand, nachdem der Termin mehrfach verschoben worden war, die nächste Verhandlungsrunde mit Marias Trägern statt. Das erste Gespräch war ja abgebrochen worden, weil eine Sozialarbeiterin als einzige Bedenken dagegen hatte, dass Maria bei uns im Wohnprojekt lebt. Nach einem Telefonat mit ihrem Chef tauschte dieser die Sozialarbeiterin für die nächste Verhandlungsrunde gegen eine Kollegin aus. Aber so etwas lässt man sich natürlich nicht einfach so gefallen – entsprechend bekamen wir am Dienstagmittag, vier Stunden vor dem Termin, einen Anruf, dass Maria und ich (als ihre Vertrauensperson) bitte zu… Weiterlesen »Besuch im Morgengrauen