Behinderung

Der erste Tag

Semesterbeginn war ja schon vor einigen Wochen, aber heute hatte ich meinen ersten offiziellen Tag. Was soll ich sagen? Ich bin erschlagen. Erstmal von den ganzen Leuten, die mich beim Aufnahmetest gesehen haben, die mich wegen meines Rollstuhls wiedererkennen, die ich aber nicht wiedererkenne. Schließlich ist es einfacher, sich das Gesicht einer Rollstuhlfahrerin zu merken als über hundert Gesichter der anderen Leute. Entsprechend oft hörte ich heute: „Hey, wir kennen uns! Du warst doch bei dem Test, freut mich, dass du ihn bestanden hast!“ Die meisten Leute habe ich aber noch nie zuvor gesehen und wenn man den Worten des… Weiterlesen »Der erste Tag

Ein paar Lichtblicke

Gestern abend kam Cathleen noch zu mir ins Zimmer, hat mich noch eine halbe Stunde in den Arm genommen und gekrault. Sehr lieb von ihr. Sie meint, wir schaffen das schon alles, es seien ja verschiedene Ziele in Sicht und so lange müsse man halt durchhalten. Es brenne ja nichts an. Wenn sie meint… glaube ich ihr das mal. Zum Thema Rollstuhlreparatur gibt es auch eine tolle Neuigkeit: Gegen 17.30 Uhr bekam ich plötzlich eine SMS, ich möge bitte einen Basketballspieler mal auf dem Handy anrufen, er hätte meine Nummer nicht, einen Fußgänger, der hätte eine Lösung für meine lockeren… Weiterlesen »Ein paar Lichtblicke

Licht aus, Tür zu

Ich hatte bereits mehrmals darüber geschrieben: Über eine Wohnanlage für behinderte Menschen und Senioren, die im Hamburger Stadtteil Bergedorf gebaut wurde. Vier Leute, die ich aus meinem Sportverein kenne, sind dort eingezogen, zwei Wochen später brannte es in dem Haus und ein Drittel der Bewohner musste ins Krankenhaus, unter anderem, weil diverse Auflagen nicht eingehalten worden seien, so die örtliche Presse. Wie so etwas passieren konnte? Das Gebäude wurde im vereinfachten Verfahren genehmigt, da werden so unwichtige Dinge wie der Brandschutz nur anhand von Zeichnungen überprüft, für alles weitere ist der Bauherr verantwortlich. Und warum dem Experten der Stelle, die… Weiterlesen »Licht aus, Tür zu

Die andere Seite

Der Kommentar von Stefan zu meinem letzten Beitrag ist nicht das einzige dieser Art, zwei weitere habe ich nicht veröffentlicht, weil sie nach Meinung eines Juristen mit dem Strafrecht nicht vereinbar wären. Drei Mails zu dem Thema habe ich gelöscht. Ich möchte noch ein paar ergänzende Informationen liefern, die diejenigen, die nach harter Arbeit viel in die Sozialsysteme einzahlen, weiter auf die Palme bringen. Portugal zahlt für die monatlichen Leistungen, die Maria hier bekommt, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, keinen Cent. Auch die Krankenbehandlungskosten und ihre Pflege bzw. Assistenz zahlt alleine der deutsche Steuerzahler. Vielleicht kommt mal ein Krankenhausaufenthalt dazu,… Weiterlesen »Die andere Seite

Paranoide Behinderte

Wer glaubt, ich hätte irgendwann alles erzählt und alles erlebt, zieht den Sinn und die Zukunft meines Internetblogs, meines Online-Tagebuchs, in Zweifel. Gerade wenn ich in alten Beiträgen blättere (vorhin habe ich einen gesucht), freue ich mich plötzlich über Details, die ich zwischenzeitlich schon wieder vergessen oder gar verdrängt hatte. Gestern wollte ich mit Marie (nicht Maria) zur Uni. Ab April beginnen regulär unsere Vorlesungen, wir sind beide schon extrem aufgeregt. Vorher ist noch etlicher Papierkram zu erledigen, für den wir auch noch persönlich in die Verwaltung eiern müssen, einiges davon hängt mit unseren Behinderungen zusammen. Aber: Wir sind zum… Weiterlesen »Paranoide Behinderte

Bevormundung

„Noch deutlicher kann ich es nicht mehr formulieren“, schrieb ich in einem zugegebenermaßen provozierend als „Gebrauchsanleitung für Rollstuhlfahrer“ genannten Beitrag vor einigen Tagen. Nach einigen der zahlreichen Kommentare und wegen einiger unmissverständlicher Mails muss ich aber in einem Punkt noch einmal erklärend nachlegen, denn mein „Punkt 4“ war nicht so deutlich, wie ich es gehofft hätte: „Wer freundlich angebotene Hilfe freundlich ablehnt, weiß, was er tut.“ Ich habe absolut nichts dagegen, dass mir jemand Hilfe anbietet. Im Gegenteil, meistens finde ich es nett. Dass es manchmal nervt, wenn ich bei einer Stunde Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln dreißig Mal angesprochen werde,… Weiterlesen »Bevormundung

An den Rolli gefesselt

Seit einigen Tagen ist der Hinweis im Umlauf, man möge, wenn man jemanden sieht, der an der Rollstuhl gefesselt ist, diesen losbinden oder die Polizei rufen. Im Bahnhof Altona, genauer gesagt in dem dortigen Elektronikmarkt, befand sich heute eine knapp 20jährige Behinderte mit Rollstuhl. Ob gefesselt oder nicht, kann ich nicht sagen. Vermutlich hat sich jemand an den obigen Hinweis erinnert und vorsichtshalber die Cops gerufen. Diese parkten auch gleich auf dem richtigen Parkplatz…

Nett, aber nutzlos

Mitleid ist meist nur oberflächlich betrachtet eine gute Emotion. Meist steckt dahinter eine besondere Form der Verachtung, das Urteil: „Nett, aber nutzlos.“ Eine deutliche Aussage der Sozialpsychologin und Princeton-Professorin Fiske, die sich mit der Entstehung von Vorurteilen beschäftigt und dabei auf zwei grundsätzliche Dimensionen gestoßen ist: Von der Wärme, die ein Mensch auf einen anderen ausstrahlt und von seiner Kompetenz hänge es ab, wie wir ihn einschätzen. Im Rahmen verschiedener Studien hat sie etliche Menschen in einen Magnetresonanztomografen geschickt und die verschiedenen Aktivitäten im Hirn der Probanden gemessen. Dabei fiel auf, dass viele Menschen zum Beispiel Obdachlose oder Drogenabhängige als… Weiterlesen »Nett, aber nutzlos

Kleine Anfrage

Schon mehrmals habe ich über befreundete Rollifahrer aus meinem Verein geschrieben, die in ein Miezhaus eingezogen sind, das laut örtlicher Tageszeitung nicht so barrierefrei ist wie man es eigentlich erwarten könnte. Zuletzt habe ich mich vor knapp zwei Wochen gefragt, was für ein Experte bei der Bauabnahme übersehen haben soll, dass sich Rollstuhlfahrer in dem barrierefreien Bau gar nicht bewegen können. Demnächst beschäftigt sich der Hamburger Senat mit diesem Haus, beziehungsweise wegen des Hauses mit dem Arbeitgeber des Experten. Der wahlkreismäßig gewählte Abgeordnete der Hamburger Bürgerschaft stellte, ebenfalls vor zwei Wochen, eine schriftliche so genannte Kleine Anfrage an den Senat.… Weiterlesen »Kleine Anfrage

Nur die Ohren

Da stehen eine 15jährige Freundin von mir und ich am Bahnhof und warten auf den Zug. Um nicht so auszukühlen, haben wir uns in einen beheizten Bereich gestellt, direkt neben einen Supermarkt. Die Freundin kenne ich vom Sport, sie wollte sich heute mit mir treffen und ich habe den Eltern versprochen, sie zur Bahn zu bringen. Wir unterhalten uns und albern herum, als plötzlich eine Frau direkt auf uns zugestiefelt kommt und fragt: „Na, sucht ihr eure Eltern?“ Bitte?! Sehe ich aus wie 12? Ich sagte: „Nein.“ Damit hatten wir den Anstoß für eine Unterhaltung gegeben. Es kam die nächste… Weiterlesen »Nur die Ohren