Marie

Verborgene Stärke

Ob es Spaghetti werden wĂĽrden, hatte Philipp bis zuletzt offen gelassen. Maries Eifersucht hielt sich zum GlĂĽck sehr in Grenzen. Sie muss auch nicht sein, denn ich bin nicht diejenige, die fĂĽr eine Beziehung alle Freundschaften aufgibt oder vernachlässigt. „Falls da irgendwo ein geschlechtsreifer Bruder rumläuft, der ebenfalls Single ist, schick ihn bitte umverzĂĽglich zu mir“, meinte sie. So stand ich nach einem langen Arbeitstag frisch geduscht und hungrig vor einer Einfamilienhaushälfte im Hamburger Umland und kam immerhin von der StraĂźe bis kurz vor die HaustĂĽr. Drei Stufen davor, die Klingel wäre vielleicht mit einem langen Besenstiel zu erreichen. Aber… Weiterlesen »Verborgene Stärke

Schnee und Wind

„Habt ihr es warm? Habt ihr genug zu essen? Sind die neuen Nachbarn nett? Habt ihr euch schon eingelebt? Ist es nachts auch nicht zu laut?“ – Maries Oma konnte gar nicht schnell genug fragen. Marie antwortete: „Die Heizung funktioniert, zu essen haben wir zum GlĂĽck auch genug. Bisher sind die neuen Nachbarn nett, eingelebt haben wir uns noch nicht wirklich, aber das kommt noch – und nachts ist es so ruhig, dass man die Flöhe husten hört.“ – „Dann bin ich beruhigt und muss mir keine Sorgen machen.“ Muss sie nicht. Aktuell sind Semesterferien, aktuell sind wir im Norden,… Weiterlesen »Schnee und Wind

Nachruf

Auf dem Weg zu Marie fuhren wir an einem öffentlichen Verwaltungsgebäude der Stadt vorbei, das nachts recht dezent angestrahlt wird und vor dessen Eingang drei Fahnenmasten stehen. Die Hamburg-Fahne hängt dort hin und wieder zusammen mit der des Bezirks, in dem das Gebäude steht. Am Christopher-Street-Day flatterte dort auch schon mal die Regenbogenfahne. Heute sah ich im Vorbeifahren aus dem Augenwinkel Europa, Deutschland und Hamburg – alle drei auf Halbmast. Nach der dreitägigen Staatstrauer um die ermordeten Mitarbeiter von Charlie Hebdo Mitte des Monats und dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar ist das nun… Weiterlesen »Nachruf

Nordlicht bleibt Nordlicht

Alle Abnahmen sind auf Anhieb ĂĽber die BĂĽhne gegangen. Gestern bekamen wir die letzten lang ersehnten Dokumente. Das Wohnhaus im Hamburger Landgebiet, in dem Marie und ich zum Februar eine Wohnung beziehen und ab Sommer dann hoffentlich auch dauerhaft wohnen werden, ist fertig. Damit konnten heute bereits die SchlĂĽssel der fĂĽnf vermieteten Wohnungen ĂĽbergeben werden. Das war ein tolles Erlebnis, diese strahlenden und glĂĽcklichen Menschen zu erleben. Offizieller Mietbeginn ist Sonntag in einer Woche, aber da das Haus abgenommen und damit bezugsfertig ist, gibt es keinen Grund, die Leute nun eine Woche lang auszusperren. So haben sie alle genĂĽgend Zeit… Weiterlesen »Nordlicht bleibt Nordlicht

Vollmond oder Orkan

Es war der erste groĂźe Orkan in diesem Jahr. Einer von jenen, die jedes Jahr im Januar ĂĽber Hamburg hinweg fegen. Mit Sturmflut. Nicht wirklich bedrohlich, es wurden zwar einige Fluttore geschlossen, aber die Deiche hatten noch locker vier Meter Luft nach oben. Fester im Griff hatten Hamburg umgestĂĽrzte Bäume, die auf Gleise oder Oberleitungen fielen. Am gestrigen späten Nachmittag kam der gesamte Fern- und U-Bahnverkehr zum Erliegen, im Hauptbahnhof stapelten sich die Reisenden, nichts ging mehr. Zu unserem groĂźen GlĂĽck waren wir rechtzeitig vorher angekommen und konnten uns gerade noch so aus dem Staub machen, bevor das wirkliche Chaos… Weiterlesen »Vollmond oder Orkan

Frohes Neues

Mein neues Jahr begann besser als das alte endete. Ich will nicht behaupten, dass es ein schlechter Silvester-Abend war, den ich verbracht habe, aber er hatte durchaus entspannter werden dĂĽrfen. Wenn das allerdings der Preis fĂĽr ein schönes und entspanntes 2015 war, war es okay. Letztlich bin ich bei einer Gratwanderung mal wieder falsch abgebogen. Was einer Rollstuhlfahrerin auch mal passieren kann – ich bitte um Nachsicht… „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ heiĂźt es einerseits im Volksmund. Andererseits ist jedes Wagnis auch immer mit einem Riskiko verbunden – das liegt in der Natur der Sache. Unser Wagnis war, dass… Weiterlesen »Frohes Neues

Knallerei und Silvester

Ich bin froh, am Silverstertag nicht in der chirurgischen Notaufnahme zu sitzen. Und nicht bei der Feuerwehr zu arbeiten. Nennt mich eine Schisssocke, aber ich gebe nicht einen Cent für Knallerei und Feuerwerk aus. Ansehen werde ich mir das Spektakel aus sicherer Entfernung. Zusammen mit Marie und einigen anderen Leuten wollen wir morgen Silvester feiern und um Mitternacht auf gutes Wetter an der Elbe hoffen. Sieben Grad und Nieselregen sind vorhergesagt. Es könnte also besser sein – aber auch viel schlimmer!

Honig im Kopf

Manche Menschen schwärmen fĂĽr den nuschelnden Tilman. Manche konnten kaum erwarten, bis sein neuer Film in die Kinos kam. Ausgerechnet am ersten Weihnachtstag, am Fest der Liebe und der Familien, läuft „Honig im Kopf“ an. Wenn das mal kein Zufall ist… Ich selbst bin weder pro noch contra Schweiger. Beim Tatort geht er mir regelmäßig auf den Keks, kĂĽrzlich bei Inas Nacht fand ich ihn zu hochnäsig, was vielleicht an seiner akuten Erkältung gelegen hat – in seinen Kinofilmen ist mir manches zu ĂĽbertrieben, manches zu einfach durchschaubar und zu konstruiert. Aber „Wo ist Fred?“ hat mir sehr gut gefallen,… Weiterlesen »Honig im Kopf

Gekartoffelt und gekäst

Maries Eltern waren heute zu einem SektfrĂĽhstĂĽck eingeladen, Marie und ich durften ausschlafen und anschlieĂźend mit dem Hund eine Stunde am Deich spazieren gehen. Insofern fing der Tag besser an als er danach weiterging. Wir freuten uns schon auf gemeinsames Raclette mit zwei Freundinnen. Als endlich alle sechs am Tisch saĂźen, gab es ein eher leises Knacken in dem Gerät, anschlieĂźend wurde es dunkel im Raum. Irgendeine Sicherung in der Hausinstallation war rausgesprungen. Maries Vater probierte das noch ein zweites Mal in seinem Bastelkeller mit ähnlichem Ausgang. Eine der beiden Bekannten meinte dann: „Meine Eltern haben fast das gleiche Gerät… Weiterlesen »Gekartoffelt und gekäst

Owie lacht!

Was wäre bloĂź eine Arztpraxis ohne Notfallsprechstunde am Heiligabend? Marie und ich durften Maries Mutter in ihrer Praxis unterstĂĽtzen. Ihr ausdrĂĽckliches Ziel war es, bis zum frĂĽhen Nachmittag wieder abschlieĂźen zu können. Die Mitarbeiterin schlug vor, ein Schild an die TĂĽr zu hängen: „Heute nur Notfälle!“ – Maries Mutter meinte, dass das eher diejenigen zum Umkehren bringt, die wirklich gesundheitliche Probleme haben. Die anderen fĂĽhlen sich dadurch eher noch bestätigt. Sie sollte Recht behalten. Um 7.40 Uhr, zwanzig Minuten vor dem AufschlieĂźen, saĂźen bereits vier Patienten in ihren Autos, teilweise in Begleitung, teilweise alleine. „Wer noch selbst Auto fahren kann,… Weiterlesen »Owie lacht!