Cathleen

Grillwurst, Psychiatrie und Häsin

Eine jĂĽngere Sportkollegin aus einer anderen Trainingsgruppe, ich glaube sie ist 13, mit angeborener Querschnittlähmung, ist seit zwei Monaten in stationärer Behandlung in einer Klinik fĂĽr Kinder- und Jugendpsychiatrie. Einerseits gäbe es ein paar kleinere Probleme im familiären Bereich, erzählt sie, andererseits gäbe es massive Probleme mit sich selbst, ihrer Behinderung und ihren MitschĂĽlern. Sie gehe auf ein Gymnasium in einer Kleinstadt im Hamburger Umland und kämpfe dort mit einem sehr modernen Problem. Modern insofern, als dass ein altes Problem neu wieder weiter auftritt, nachdem man die Separation und Integration ad acta gelegt hat und nun die Inklusion unmoderiert sich… Weiterlesen »Grillwurst, Psychiatrie und Häsin

Endlich wieder drauĂźen

Wie könnte man das bescheidene Wetter und den freien Tag besser nutzen als fĂĽr das erste 2012er Schwimmtraining im offenen Wasser? Ja, ja, ja. Schnatter!!! Der See hatte 13,2 Grad und war damit genauso warm wie die Luft. Aber wir sind ja Kummer gewohnt, waren im letzten Jahr auch noch bei 11 Grad schwimmen und auch schonmal bei 14 Grad Wassertemperatur in der Ostsee – letztes ohne Neo. Heute war aber Schwimmen mit Neo angesagt und nach dem ĂĽblichen ersten Schock war es sogar ganz okay. Von dem blöden kalten Wind und der fehlenden Sonne mal abgesehen, habe ich mir… Weiterlesen »Endlich wieder drauĂźen

Alles Bagaluten

Nachdem Cathleen Ende März eine Information von ihrer Krankenkasse bekommen hat, dass sie ab 1. Mai neue Verträge ĂĽber die Versorgung mit Verbrauchs-Hilfsmitteln mit einem Lieferanten fĂĽr alle Versicherten verbindlich abgeschlossen hat, kam heute von eben diesem auch noch ein „Informationsschreiben“ – Frank sagte dazu nur: „Das sind alles Bagaluten.“ Ich ĂĽbersetze einzelne Passagen des Textes mal von amtsdeutsch nach stinkesöcksisch: „Wir werden auch weiterhin Ihre Inkontinenzversorgung fortfĂĽhren“ – Du hast keine Chance, dich dagegen zu wehren. „Wir werden alles dafĂĽr tun, dass Sie auch weiterhin mit uns zufrieden sind.“ – Wir haben einen ScheiĂźjob angenommen, in dem wir nur… Weiterlesen »Alles Bagaluten

BeschĂĽtzerinstinkt

So toll es auch ist, so sehnsĂĽchtig ich damals darauf gewartet habe und so sehnsĂĽchtig einige meiner minderjährigen Freundinnen und Freunde noch darauf warten: Der Sprung in die Volljährigkeit ist mit Sicherheit ein Höhe-, vielleicht auch ein Wende-, zumindest aber ein rechtlich wichtiger Punkt im Leben jedes Menschen. Vieles ändert sich mit dem (hier) 18. Geburtstag. Dennoch stolpern viele junge Menschen ĂĽber diesen Moment, weil sie ihn aus meiner Sicht schlicht ĂĽberbewerten. Wer jetzt behauptet: „Das hättest du vor zwei Jahren sicherlich nicht gesagt!“, bekommt von mir nur zum Teil Recht. Klar, habe ich mich darauf gefreut, endlich selbständig zu… Weiterlesen »BeschĂĽtzerinstinkt

Osterfeuer und später Besuch

Es ist ja so genial, dass mein Rolli wieder fährt, ohne dass einzelne Speichen klimpern, knarzen, knacken, brechen und ohne dass eine Acht oder gar eine Sechzehn in den Rädern ist. Nach dem eher heftigen Schnellfahrtraining im Rennrolli haben wir (in diesem Fall Cathleen, Sofie, Frank, Jana, Marie und ich) uns vorgenommen, mit unseren Handbikes (also nicht den Rennbikes, in denen man liegt, sondern den Vorspannbikes, die man fĂĽr eine Radtour an den Alltagsrolli klemmt) zum Osterfeuer zu radeln. FĂĽr Cathleen, Marie und mich war das als Ausgleichstraining gedacht, die restlichen Leute sollten endlich ihre wintermĂĽden Knochen mal wieder ein… Weiterlesen »Osterfeuer und später Besuch

StraĂźentraining im Regen

Cathleen, Nadine, Kristina, Merle, Marie und ich standen im ĂĽberdachten Bereich der Sportanlage neben unseren RennrollstĂĽhlen und ĂĽberlegten zusammen mit Tatjana, unserer Trainerin, noch einmal, ob wir es wirklich wagen sollten. Sie hatte einen Trainingsplan fĂĽr uns geschrieben, war eigentlich davon ausgegangen, dass mehr Leute kommen wĂĽrden zu unserer nächtlichen Trainingseinheit, aber bei diesem bescheuerten Wetter waren nur die harten Kämpferinnen da. Selbst bei den parallel trainierenden FuĂźgänger-Triathleten lief alles auf Sparflamme. Vier Grad ĂĽber Null und Regen. Zwar kein Wind und es schĂĽttete auch nicht (wenngleich es eindeutig mehr war als leichter Nieselregen) – aber dennoch konnten sich alle… Weiterlesen »StraĂźentraining im Regen

Schneehasen in Schneehosen

Normalerweise sollte man mindestens 18 sein, wenn man bei uns wohnen will. Falls der- oder diejenige gut zu uns passt, die Eltern zustimmen und geklärt ist, wer zuverlässig die Miete zahlt, machen wir auch schonmal eine Ausnahme mit 17 oder gar 16 Jahren. Noch jĂĽngere Leute können wir uns nicht vorstellen. So haben wir es mal gemeinsam beschlossen. Im September letzten Jahres haben wir uns alle (also alle Bewohner unseres Wohnprojekts) versammelt und darĂĽber beraten, ob wir auf fast schon verzweifelte Bitten des Jugendamtes einen 14-jährigen Jungen bei uns aufnehmen sollten. Der Junge solle auf vorläufigen Beschluss eines Gerichts nicht… Weiterlesen »Schneehasen in Schneehosen

Ein paar Lichtblicke

Gestern abend kam Cathleen noch zu mir ins Zimmer, hat mich noch eine halbe Stunde in den Arm genommen und gekrault. Sehr lieb von ihr. Sie meint, wir schaffen das schon alles, es seien ja verschiedene Ziele in Sicht und so lange mĂĽsse man halt durchhalten. Es brenne ja nichts an. Wenn sie meint… glaube ich ihr das mal. Zum Thema Rollstuhlreparatur gibt es auch eine tolle Neuigkeit: Gegen 17.30 Uhr bekam ich plötzlich eine SMS, ich möge bitte einen Basketballspieler mal auf dem Handy anrufen, er hätte meine Nummer nicht, einen FuĂźgänger, der hätte eine Lösung fĂĽr meine lockeren… Weiterlesen »Ein paar Lichtblicke

Plötzlich so anders

Warum liest sich mein groĂźartiger Blog plötzlich so anders? Warum schildere ich die Herausforderungen des Alltags nicht mehr so positiv wie frĂĽher? Warum reagiere ich, warum reagieren meine Freunde teilweise so krass und asozial auf Hilfsangebote? Warum gehe ich so respektlos und herabwĂĽrdigend mit meiner Umwelt, insbesondere mit Tieren um? Warum bin ich in den letzten drei Jahren so selbstherrlich geworden? WorĂĽber kann ich ĂĽberhaupt noch offen und frei schreiben, wenn so viele Leute aus meinem täglichen Umgang hier mitlesen? Schreibe ich jetzt, nur wegen einigen wenigen Fetischisten, nicht mehr offen ĂĽber meine Behinderung mit allen ihren Facetten? Das sind… Weiterlesen »Plötzlich so anders

HeiĂźe Nacht auf dem Kiez

Am letzten Samstag waren Cathleen, Simone, Jana, Sofie und ich auf dem Kiez. Mit „Kiez“ meint der Hamburger die Reeperbahn plus NebenstraĂźen. Um 22 Uhr haben wir uns am S-Bahnhof Sternschanze getroffen, haben uns im Schanzenviertel noch einen leckeren Kartoffelauflauf ins System geworfen und sind anschlieĂźend „zu Fuß“ weiter durch die StraĂźen mit den lustigen Namen, an deren StraĂźenschildern immer etliche Touristen stehen und die Unterschriften lesen, um zu erfahren, was ein AmĂĽsierviertel mit dem GrĂĽnen Jäger, Papa und Tochter Wohlwill, den Brigitten, Paulinen und Annen zu tun hat. Auflösung: Gar nichts. Genauso wie die nach dem Kirchenbaumeister Johannes Otzen… Weiterlesen »HeiĂźe Nacht auf dem Kiez