Menschen

Klogespräche

Ich bilde mir nicht ein, ein Kind erziehen zu können. Vor allem kein fremdes Kind. Daher halte ich mich mit Kritik an den Erziehungsmethoden anderer Menschen lieber zurĂĽck. Lächeln und KopfschĂĽtteln sollte aber erlaubt sein. So erging es mir heute. Ich war mit Marie auf dem Klo. Ja, Mädchen gehen ja immer zu zweit dorthin. Es war eine öffentliche Anlage, Marie brauchte jemanden, der ihr Spiegel und Licht beim Kathetern hält, um sich in dem eher ekligen Raum nicht komplett die Hose und die Schuhe ausziehen zu mĂĽssen. Zum GlĂĽck stank es dort nicht und es waren keine groben Verschmutzungen… Weiterlesen »Klogespräche

Defektmenschen

Meine erste Woche in der gastroenterologischen Abteilung ist bereits rum. Soviel wie an meiner Uni hat man mir hier zwar noch nicht zugetraut, dafĂĽr wird hier in einigen Bereichen sehr viel grĂĽndlicher gearbeitet. Insbesondere was Protokolle und Aufklärungsgespräche betrifft. Gestern durfte ich den ganzen Tag im Aufwachraum verbringen und bei schlafenden Patienten Blutdruck und Puls messen, mit ihnen reden, wenn sie aufwachten. Die meisten dämmerten einige Zeit vor sich hin und fragten gefĂĽhlte zwanzig Mal dasselbe. Je nach verwendetem Narkosemittel ist das aber normal. Ein älterer Mann war allerdings dazwischen, den werde ich so schnell nicht vergessen. Geburtsjahrgang 1927, war… Weiterlesen »Defektmenschen

Zwei Stunden parken

Ich bin aktuell noch immer auf der Suche nach einer neuen Stelle in einer Klinik, auf der ich vier Wochen meiner Famulatur ableisten kann. Das ist kurzfristig gar nicht so einfach, aber möglicherweise zeichnet sich fĂĽr die nächste Woche etwas ab. Heute war ich zu einem kurzen spontanen Bewerbungsgespräch unterwegs. Das ist nicht unbedingt ĂĽblich, aber in dieser Klinik meinte man: „Kommen Sie heute zwischen 13 und 14 Uhr mal bitte vorbei und stellen sich 10 Minuten vor. Bringen Sie Ihren Lebenslauf mit!“ Wie gesagt, ob ich ab nächster Woche dort vier Wochen mitrollen darf, stellt sich noch heraus. Als… Weiterlesen »Zwei Stunden parken

Strand und Mia

Und während halb Deutschland schwitzt, hatten wir ein wunderschönes Wochenende an der Ostsee. Gestern nahezu spiegelglatte See, kaum Wind, erträgliche Temperaturen, strahlend blauen Himmel und herrlichen Sonnenschein, dazu ein fast menschenleerer Strand. Und heute geilstes Luftmatratzenwetter: Bei strahlendem Sonnenschein und etwa Windstärke 3 konnte man sich wunderbar durchschaukeln lassen. Ich glaube, insgesamt waren Marie und ich heute ĂĽber drei Stunden im Wasser. Nicht an einem StĂĽck, aber an einem Tag… Wir hatten heute unser Strandiglu aufgebaut, um ein wenig vom Wind und der Sonne geschĂĽtzt zu sein. Marie und ich teilten uns eine Schaufel und bauten eine Sandburg, als plötzlich… Weiterlesen »Strand und Mia

Kein ReisebĂĽro

Und wieder ein Semester ĂĽberstanden. Na gut, noch nicht ganz. Aber dessen Vorlesungen. Ab Oktober folgt das achte, bis dahin muss ich noch zwei sehr umfangreiche Hausarbeiten fertigstellen und einen weiteren Monat Famulatur ableisten. Dieses Mal in einer psychosomatischen Rehaklinik der Deutschen Rentenversicherung. Patienten sind dort ĂĽberwiegend Menschen mit Ess-Störungen, Burn-Outs, Neurosen, … Ich bin sehr gespannt. Warum gerade das? Weil ich denke, dass mir der Kontakt zu psychosomatischen Krankheiten mehr Sicherheit gibt, wenn es darum geht, Patienten und ihre Symptome richtig zu verstehen. Nein, keine Angst, ich gehöre nicht zu den Menschen, die glauben, dass alle körperlichen Symptome, fĂĽr… Weiterlesen »Kein ReisebĂĽro

Ein Fernglas und ein Milan

Das Wetter ist schön und so sind wir am Wochenende … genau, an der Ostsee. Marie, ihre Mama, ihr Papa und ich wĂĽhlen im Garten. Immerhin ist es trocken, so dass ich mich nur wie ein kleines Schlamm-Monster fĂĽhle. Während die Frauen sich um Blumen und Beete kĂĽmmern (wo kommt so schnell so viel Unkraut her?), baut Maries Papa mit ein paar Freunden eine Holzterrasse. Es hat sich noch niemand in den Finger gesägt und es nimmt schon tolle Formen an. Wenn ich darĂĽber nachdenke, dass vor drei Monaten im Bad nur ein paar Rohre aus der Wand guckten und… Weiterlesen »Ein Fernglas und ein Milan

Laubfrosch und Bettgeschichte

Da ich im Moment nicht den Stationsalltag miterlebe, kann ich mit Marie nicht mithalten, die mir jede Woche neue Kuriositäten erzählt. Meine wenigen Patienten, mit denen ich zu tun habe, schlafen die meiste Zeit. Mehrmals wurde ich gefragt, ob es bei uns ĂĽblich ist, dass Darmspiegelungen unter Vollnarkose gemacht werden. Die Antwort lautet: Nein. Ăśblich ist es keineswegs, sehr viele Patienten wĂĽnschen aber eine Sedierung, oft sogar auch eine Kurznarkose. Ich kenne keine repräsentativen Zahlen, aber vom reinen BauchgefĂĽhl her wĂĽrde ich sagen: Zwei Drittel unserer Patienten wollen dabei lieber schlafen. Männlich wie weiblich. Aber ein paar auĂźergwöhnliche Begegnungen hatte… Weiterlesen »Laubfrosch und Bettgeschichte

Nicht gedopt

Ich ziehe nach Feierabend meine Bahnen durch das Schwimmbecken. Wegen des bislang dĂĽrftigen norddeutschen Sommers im Hallenbad. Mit mir teilt sich eine Frau die Bahn. Es ist öffentliche Schwimmzeit, wenig los, die Frau hält relativ genau eine Bahnlänge Abstand zu mir, schwimmt in ungefähr gleicher Geschwindigkeit. Plötzlich ist sie direkt hinter mir, muss also auf halber Strecke gewendet haben. Ich hatte nicht damit gerechnet, erschrecke mich sogar ein wenig. Wie könnte es anders sein? Sie spricht mich an. Und tut dabei sehr geheimnisvoll. „Hey, nimmst du Medikamente?“, möchte sie von mir wissen. Ich mustere sie einmal, schätze sie etwa drei… Weiterlesen »Nicht gedopt

Birne mit Rosenkohl

Dass Miley Cyrus mitunter auch gerne mal auf sächsisch singen wĂĽrde und das dann eher nach Rosenkohl als nach Abrissbirne klingt, dĂĽrfte inzwischen die Runde gemacht haben, auch ohne dass ich den Link dorthin noch einmal poste. Dass jedoch sich jemand zwei Stöpsel ins Ohr steckt und dieses fĂĽr einen Mann von Tonlage und Tonumfang recht anspruchsvolle Lied in einer FuĂźgängerzone unweit des Hamburger Hauptbahnhofs absolut falsch, völlig schräg und betont laut mitsingt, um Aufmerksamkeit zu bekommen, fand ich durchaus mal lustig. Während ich auf eine Freundin wartete, schaute ich mir das Treiben aus sicherer Entfernung an. Im ersten Moment… Weiterlesen »Birne mit Rosenkohl

Ihr Kind, ihre Erziehung

Manche Menschen sollten keine Kinder haben. Und in einem Fall meine ich das durchaus ernst. Was habe ich mich heute aufgeregt! Nicht weit von Maries und meiner Wohnung am Studienort entfernt wohnt eine Familie. Im zweiten Stock. Das Kind ist schätzungsweise vier oder fĂĽnf Jahre alt. Hin und wieder sieht man die Mutter das Kind in einen Fahrradanhänger verladen und mit dem kleinen Mädchen zum Einkaufen fahren. Wenn ich fĂĽr meine Uni am Schreibtisch sitze, fällt mein Blick manchmal nach drauĂźen und ich sehe die beiden. So auch heute. Heute sah ich allerdings nur die Tochter. Und zwar in der… Weiterlesen »Ihr Kind, ihre Erziehung