Behinderung

Frustrierte Behinderte

Vor genau einer Woche habe ich bei unserem Vermieter angerufen. Nein, nicht wegen der Frage, wann Jana endlich einziehen darf, das liegt ja nicht an ihm, sondern am Wohnungsamt (ja, immernoch), sondern weil die Sammel-EntlĂĽftung des Hauses defekt ist. In den KĂĽchen gibt es Dunst-Abzugshauben und in einigen Bädern Abluftschächte, die alle zusammen in einen Raum gefĂĽhrt werden, in dem ein riesiger Ventilator steht, der den gesammelten Mief nach drauĂźen befördert. Dieser Raum befindet sich unter dem Dach des Hauses. Und aus diesem Raum kommen seit einiger Zeit merkwĂĽrdige Geräusche. Ein unregelmäßiges Stampfen, durchschnittlich einmal pro Minute, manchmal ĂĽber zwei… Weiterlesen »Frustrierte Behinderte

Kurve zu hoch

Die EU hat im Oktober 2007 eine Verordnung herausgebracht, in der es um die Rechte und Pflichten von Fahrgästen im Eisenbahnverkehr geht. Darin heiĂźt es in Artikel 19 („Anspruch auf Beförderung“) unter anderem: „Die Eisenbahnunternehmen und die Bahnhofsbetreiber stellen unter aktiver Beteiligung der Vertretungsorganisationen von Personen mit Behinderungen und Personen mit eingeschränkter Mobilität nicht diskriminierende Zugangsregeln fĂĽr die Beförderung von Personen mit Behinderungen und Personen mit eingeschränkter Mobilität auf.“ Wenn ich von meiner Physiotherapie aus der Klinik zurĂĽck nach Hause fahre, nehme ich gerne den Regionalexpress (sofern ich nicht mit dem Auto fahre). Dort wird man als Rollifahrer aber seit… Weiterlesen »Kurve zu hoch

Lotte und die Sexualität

Am Wochenende hatte ich Besuch von Lotte. Lotte ist Mitte 20, Rollifahrerin mit einer angeborenen Querschnittlähmung (Spina bifida), mir von gemeinsamen Trainingslagern flĂĽchtig bekannt und kommt aus dem sĂĽdlichen Niedersachsen. Sie hatte angefragt, ob es in Hamburg bei einem von uns einen Ăśbernachtungsplatz gibt, denn sie wäre fĂĽr ein berufliches Seminar in Hamburg und wĂĽrde sich gerne mit uns treffen und vielleicht auch an einem Abend nochmal gemeinsam trainieren (Handbike oder Rennrolli). Da sich eine Ăśbernachtungsmöglichkeit in unserer WG immer findet, haben wir ihr kurzerhand gesagt, dass wir uns auf ihren Besuch freuen. Nun schnupft Cathleen immernoch vor sich hin,… Weiterlesen »Lotte und die Sexualität

Tatsächlich fehlt die Strippe

Ob per Mail, als Kommentar unter meinen Postings, ob persönlich oder ĂĽber Dritte: Das häufigste Feedback, das ich auf Beiträge, in denen es um Alltäglichkeiten geht, die jedoch im Zusammenspiel mit meiner Behinderung einen fragwĂĽrdigen bis unerträglichen Charakter annehmen, bekomme, ist: „So ein Wahnsinn. Das geht gar nicht. Gut, dass du darĂĽber schreibst.“ Schreibe ich eine Mail an eine offizielle Stelle, bekomme ich im Regelfall die Reaktion: „Sie sind die Erste, die darauf hinweist. Täglich kommen so viele Menschen mit Behinderung damit in Kontakt, dass ich mir kaum vorstellen kann, warum das noch niemandem aufgefallen sein soll.“ Vor knapp einem… Weiterlesen »Tatsächlich fehlt die Strippe

Vergessene Rollis

Wunderbar in die Reihe der Begegnungen der dritten Art fĂĽgt sich auch noch ein Ehepaar ein, das wir gestern in einer Therme, demselben Schwimmbad, in dem ich am letzten Wochenende doch nur Mitleid erhalten habe, kennenlernen durften. Ich möchte natĂĽrlich nicht, dass mein Blog zu einem Mecker-Blog wird oder meine Leser ĂĽber Kurz oder Lang den Eindruck bekommen, ich wĂĽrde nur noch von Idioten erzählen oder mein Leben nur noch als Dasein zwischen merkwĂĽrdigen Leuten verstehen. Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass wir jede Menge SpaĂź dabei hatten, unseren verhinderten Saunabesuch nachzuholen. Jana, Cathleen, Simone, Sofie, Frank und ich sowie… Weiterlesen »Vergessene Rollis

Das Monster im Rollstuhl

Wie sie hierher gekommen war, wusste ich nicht. Wie ich hierhin gekommen war, wusste ich auch nicht. Das spielte auch keine Rolle. Wir waren zur selben Zeit am selben Ort und redeten miteinander. Sie hatte ihr Fahrrad gestoppt, ein einfaches Damenrad, war vom viel zu hoch eingestellten Sattel noch vorne abgestiegen, stand vor den Pedalen mit beiden FĂĽĂźen auf dem Gehweg und hielt ihre TretmĂĽhle mit beiden Händen am Lenker fest. Geschockt sah sie aus, den Tränen nahe. Als wäre sie gerade eben nochmal mit dem Leben davon gekommen. Tja, man sollte aufpassen, wenn man mit dem Fahrrad eine StraĂźe… Weiterlesen »Das Monster im Rollstuhl

Schneewittchen und die 7 Rollis

Eigentlich meinte ich, ich hätte mit der Begleitung unserer Amerikaner meinen Reeperbahn-Soll fĂĽr dieses Quartal erfĂĽllt, aber wenn es einen guten Grund gibt, stĂĽrze ich mich selbstverständlich auch ein zweites oder drittes Mal ins blinkend rote GetĂĽmmel. Und diesen guten Grund gab es tatsächlich. Catharina, von der ich ĂĽber ein Vierteljahr nichts gesehen oder gehört habe (bis auf ein einziges Mal bei der Physio, da war sie jedoch mittendrin und ich wollte sie nicht stören), rief mich an, sie sei am Dienstag entlassen worden. Sie habe ein neues Handy, daher habe nur sie meine Nummer, ich ihre aber nicht. Sie… Weiterlesen »Schneewittchen und die 7 Rollis

Natascha

Den Kommentaren auf meinen gestrigen Beitrag ĂĽber den arschigen Nachbarn zufolge, haben die meisten Leser mich doch so verstanden, wie ich es sagen wollte. Dass ich nicht gegen alle Hartz-4-Empfänger wettere, sondern lediglich gegen einen ganz bestimmten. Und gegen den nicht, weil er Hartzie ist, sondern weil er ein Arsch ist. Aber das Thema ist aus meiner Sicht erstmal geklärt. Und damit kann ich ja zum nächsten Schlag ausholen. Als Angehörige einer gesellschaftlichen Randgruppe habe ich mir ein neues Opfer aus einer anderen gesellschaftlichen Randgruppe ausgesucht, um auf ihm herumzuhacken. Gestern der Arbeitslose, heute jemand, der sich in seinem Körper… Weiterlesen »Natascha

Mission gescheitert

Ich weiĂź nicht, was wir verkehrt machen. Wir kommen keinen Schritt mehr weiter. Auch wenn seit heute Ferien sind, geht mir eine Sache nicht aus dem Kopf: Es geht dabei um Fatma, eine Rollstuhlfahrerin, die seit diesem Sommer an meiner Schule unterrichtet wird. Sie spricht wegen ihrer Behinderung, ich vermute, es ist ein so genannter frĂĽhkindlicher Hirnschaden (Zerebralparese), etwas langsam und undeutlich, dafĂĽr aber eher laut. Sie wirkt auf mich sehr intelligent, sie spricht perfekt Deutsch – aber sie hat die gesamte Zeit ihre Mutter dabei, die sich mit ihr ausschlieĂźlich in tĂĽrkischer Sprache unterhält. Ja, richtig, die Mutter sitzt… Weiterlesen »Mission gescheitert

FĂĽnf Promille sind manchmal nicht viel

Heute war ich auf dem RĂĽckweg von meiner Psychotherapie, stehe in Bergedorf vor dem Aufzug zum Gleis und wer kommt in dem Moment mit der Kabine nach unten gefahren? Der Leiter der Rollstuhlsport-Abteilung meines Vereins, den ich schon bei einigen Seminaren und Vorträgen kennen gelernt habe. Er wusste gleich, wer ich bin, begrĂĽĂźte mich und sagte: „Schön, dass ich dich sehe. Hast du gerade mal zwei Minuten?“ Na klar. Er erzählte mir, dass er noch ganz spontan eine Sportlerin fĂĽr einen Termin in zwei Stunden bräuchte. Aus meiner Triathlon-Sparte hätte jemand abgesagt. „Zeit hätte ich. Brauche ich dafĂĽr Sportsachen oder… Weiterlesen »FĂĽnf Promille sind manchmal nicht viel